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Emanuel Geibel: Gedichte und Gedenkblätter
Bothwell

Ich liebe dich, und wenn ich mich
Der Höll’ ergab zu dieser Frist:
So war’s um dich, allein um dich,

20
Weil du der schönste Teufel bist.


Die Hand, die einen König schlug,
Greift auch nach einer Königin.“
Er rief’s, und Grau’n in jedem Zug,
Starr wie ein Wachsbild sank sie hin.

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Er hub sie auf: sie fühlt’ es nicht,

Daß ihr in’s Fleisch sein Stahlhemd schnitt;
Ihr lockig Haupthaar wallte dicht
Um seine Schulter, wie er schritt.

Er stieß den Ring an ihre Hand,

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Er schwang sie vor sich fest auf’s Roß,

Und jagt’ ins wetterschwüle Land
Hinaus mit ihr gen Dunbar-Schloß.

Schwarz war die Nacht, als wäre rings
Erloschen jeder Stern des Heils;

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Nur manchmal in den Wolken ging’s,

Gleichwie das Blitzen eines Beils.

Empfohlene Zitierweise:
Emanuel Geibel: Gedichte und Gedenkblätter. Cotta, Stuttgart 1864, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_-_Bothwell_1864.pdf/2&oldid=- (Version vom 23.2.2020)