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auch alle Zungen der Menschen schwiegen? Ist der Beyfall seines Gewissens nicht Ehre genug, wenn uns auch die ganze Welt für einen fanatischen Geist ansähe? Sollte die große Absicht, Weisheit und Tugend unter den Menschen auszubreiten, und die Ehre des Stifters unsrer Religion zu verherrlichen, kein Ruhm seyn, da nach demselben auch die Geister des Himmels, die so weit über uns erhaben sind, ringen? Ist der Vorwurf eines kleinen und einfältigen Geistes, eines Abergläubischen, oder Milzsüchtigen, den uns die Spötter machen können, ist er, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, nicht der erhabenste Lobspruch für uns? Wer nicht groß genug ist, sich über diese falsche Schande hinwegzusetzen, der ist des Glückes werth, nur den Beyfall der Thoren und Leichtsinnigen zu haben.

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Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)