Seite:Gellert Schriften 1 A 032.jpg

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Ihr seht wo mich der Schuh ietzt drückt,
     Ob ich meines leidts möcht werden erqvickt.
Hie mag man sehen wie die Frauwen

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     Ir Männer meynen mit all trauwen

Bey dem sie zwanzig Jar gesessen
     Könntens in einer stund vergessen
Doch wissens viel davon zu waschen,
     Ist gleich als wenn einr kaufft ein Taschen,

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Vnd braucht sie lang bis sie wird alt

     Vnd jm ohn all gefahr entfallt
Geht hin zum Krämer kaufft ein neuw
     So ists auch um der Frauwen reuw.

Ich übergehe hier verschiedene Fabelbücher, als den Reinecke Fuchs des Herrn von Alkmars, Georg Rollenhagens Froschmäusler, und den Mücken- und Ameisenkrieg, weil sie alle drey nicht sowohl unter die äsopischen Fabeln, als unter die scherzhaften Heldengedichte gehören; in welcher Art sie, der harten und rauhen Verse ungeachtet, doch ihren Werth haben. Der Uebersetzer des Mückenkriegs ist nicht bekannt. Das Original ist von einem, der sich Cocalium genannt hat, in makaronischen, oder halb lateinischen und halb welschen Versen, aufgesetzet, wie die deutsche Vorrede saget:

     Dieser Krieg ist vor vielen Jahrn
Anfangs von eim beschrieben worn
Der sich genannt Cocalium,
Mit einer art der Carminum,
Darinn er vermischt Welsch mit Latein
Wie dieser Verß bey vns mag seyn:

Hei mihi Strassburgum quod non queo schavvere turnum,
Cumque bonis quod non possum zechare Gesellis.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen. M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch, Leipzig 1769, Seite XXXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gellert_Schriften_1_A_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)