Seite:Gellert Schriften 1 A 042.jpg

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wenn es ihnen an Kräfften und Gelegenheit fehlet den Leuten zu schaden, wiewohl es ihnen an dem bösen Willen nicht mangelt; vor solchen aber muß man sich mehr, als für den Kläffern hüten.


Dieses mag von etlichen deutschen Fabeln genug seyn. Ich weis nicht, ob ich allen Lesern mit dieser Nachricht einen so gar großen Dienst gethan haben werde. Viele würden es vielleicht lieber gesehen haben, wenn ich von den Fabeln der neuern geredet, und sie, nachdem sie es gewünschet, entweder recht unverschämt gelobet, oder recht kunstmäßig herunter gemachet hätte; aber zu beiden habe ich weder einen Beruf, noch die gehörige Geschicklichkeit und Verwegenheit. Vielen würde es lieber gewesen seyn, wenn ich einige poetische Ueberbleibsel von einer uralten griechischen oder lateinischen Fabel hätte auftreiben, und sie mit einem historisch-philologisch-critischen Commentariolo von sechs oder zwölf Bogen versehen können. Zum Exempel, wenn ich die Grenzen der Gelehrsamkeit mit einigen wieder hergestellten Versen aus einer Fabel des Ennius hätte erweitern können, die, wie Gellius berichtet, von der Heidelerche (cassita) handelte, und in versibus quadratis geschrieben war. Doch an Statt, daß einige deswegen Ursache haben sollten, auf mich zu zürnen: so sollten sie mir vielmehr danken, daß ich ihnen nicht eine Materie weggenommen habe, bey der sie ihre Gelehrsamkeit ohne Pralerey zeigen können. Vielen würde es vielleicht lieber gewesen seyn, wenn ich eine Abhandlung von der Fabel, von ihren Fehlern und Schönheiten, an dieser Stelle angebracht hätte. Allein da Herr la Motte vor seinen Fabeln, Herr Breitinger in seiner critischen Dichtkunst, Herr Bodmer in der Vorrede

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Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen. M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch, Leipzig 1769, Seite XLI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gellert_Schriften_1_A_042.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2023)