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Zimmer.
Der Hauptmann. Wozzeck.
Hauptmann auf einem Stuhl. Wozzeck rasirt ihn.

Hauptmann. Langsam, Wozzeck, langsam; eins nach dem Andern. Er macht mir ganz schwindlich. Was soll ich denn mit den zehn Minuten anfangen, die Er heut’ zu früh fertig wird? Wozzeck! bedenk’ Er, Er hat noch seine schönen dreißig Jahre zu leben! Dreißig Jahr! macht dreihundert und sechzig Monate und erst wie viel Tage, Stunden, Minuten! Was will Er denn mit der ungeheueren Zeit all anfangen? Theil Er sich ein, Wozzeck!

Wozzeck. Ja wohl, Herr Hauptmann!

Hauptmann. Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke. Beschäftigung, Wozzeck, Beschäftigung! Ewig, das ist ewig! - Das sieht Er ein. Nun ist es aber wieder nicht ewig, und das ist ein Augenblick, ja ein Augenblick! - Wozzeck, es schaudert mich, wenn ich denke, daß sich die Welt in einem Tage herumdreht. Was für eine Zeitverschwendung! - wo soll das hinaus? So geschwind geht Alles! - Wozzeck, ich kann kein Mühlrad mehr sehen, oder ich werd’ melancholisch!

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Georg Büchner: Wozzeck. Frankfurt am Main, 1879, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_B%C3%BCchner_-_Franzos-Werkausgabe_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)