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gehaltene Quelle, welche dem Kloster Dasein, Namen und Reichthum gegeben und Pilgerschaaren geheilt haben soll.

7) Durch eine Heilquelle kann der Bischof Otto nicht veranlaßt worden sein, in Heilsbronn ein Kloster zu gründen, da eine solche dort niemals vorhanden war. Otto war weder ein bayerischer Graf von Andechs, noch ein schwäbischer Bauern- oder Edelmannssohn, sondern ein fränkischer Edelmannssohn, ohne Zweifel den abenbergischen Bewohnern des Kastrums und den in der Heilsbronner Ortskirche begrabenen Abenbergen sehr nahe verwandt. Dieses Verwandtschaftsverhältniß wird ihn veranlaßt haben, gerade dort sein Kloster zu gründen. Beitr. S. 18 u. 19.

8) Die Erklärung und Deutung des Ortsnamens ist eine offene Frage, da man noch nicht ermittelt hat, warum man die eine oder andere Quelle im Orte den Halsbrunnen, oder die dort aus einen kleinen Raum zusammengedrängten Quellen die Halesbrunnen genannt hat. Den neuesten Deutungsversuch findet man in Stillfried’s „Kloster Heilsbronn“ Seite 2, wo es heißt: „Heilsbronn ist also zu erklären als Quelle des Haholt, welcher Name nicht ganz selten ist.“

9) Einer abenbergischen Grafentochter Stilla und einer Stillalegende geschieht weder im Heilsbronner Archiv, noch in der Bibliothek, noch in der alten Registratur Erwähnung, wohl aber in den in Abenberg vorhandenen, das dortige Nonnenkloster Marienburg betreffenden Ausschreibungen. Aus diesem, erst im J. 1491 gestifteten Kloster stammen offenbar die Heilsbronner Brunnenfabeln und die Stillalegende. Die außerordentlich zahlreichen Heiligenlegenden[1] scheinen größtentheils in den Klöstern von Mönchen, Nonnen oder Novizen geschrieben worden zu sein. Einige dieser Legenden sind völlig erdichtet, andere auf ein Faktum gegründet; einige recht anziehend und sinnig, andere abenteuerlich


  1. Die Acta Sanctorum, mehr als 70 Foliobände, enthalten Tausende dieser Legenden, darunter auch die Stillalegende. Die Heilsbronner Todtenkalender nennen die Namen von verschiedenen Abenbergischen Familiengliedern, deren Jahrtage alljährlich gefeiert wurden; allein der Name Stilla kommt nirgends vor.
Empfohlene Zitierweise:
Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)