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Äußerungen des Markgrafen wortgetreu niederschrieb und beischrieb, was folgt: „O Markgraf Friedrich! Was unterstehst du dich, in Gegenwart von Untergebenen die Handlungen deines unbescholtensten (integerrimi) Abts zu beflecken, der in deinem Interesse Reisen in die Ferne zu solennen Versammlungen gemacht, deine Angelegenheiten sorgfältiger als seine eigenen besorgt hat, jederzeit mit Ruhm zurückgekehrt ist und dafür kaum für die Hinreise eine Vergütung erhalten hat. Seine weiteren Auslagen hast du ihm zwar zu vergüten versprochen, aber bis heute noch nicht vergütet. Er erscheint dir als Rebell, weil er dir entgegentritt, damit nicht das Kloster ungebührliche und widerrechtliche Bedrückung erleide und die von deinen Vorfahren ihm ertheilten Privilegien vernichtet werden.“ Das Resultat der Transaktion war: das Kloster lieferte die Hälfte von dem verlangten Getreidequantum und der Markgraf versprach, dieses zu zahlen oder zu erstatten. Der Abt beklagt sich um so mehr über die abgerungene Lieferung, „da gegenwärtig Alles, Wein ausgenommen, theuer sei; das Simra Korn koste 26 bis 30 Talente, 3 Eier zwei Denare, das Pfund Butter 14 dl., das Pfund Fleisch 5 dl.; in vielen Häusern der Landleute seien Thränen anstatt Brot, die Feldfrüchte theils durch Krieg, theils durch Sonnenglut (vom 29. April bis 19. Juli) vernichtet.“ Alljährlich kehrten die Drangsale durch den Markgrafen wieder; daher auch alljährlich in den Rechnungen des Abts die Stoßseufzer: O Deus, redde pro meritis! judica causam nostram! intuere vota tuorum! defende in te sperantes! O theothocos (Gottesgebärerin), auxiliare nobis! O misera necessitas! Ach – ach! So klagte unser Abt 17 Jahre lang, bis sein Dränger i. J. 1515 depossedirt wurde. Wie der Abt die Depossedirung darstellte, wie er von den Söhnen Friedrichs Erleichterung erwartete, aber schmerzlich enttäuscht wurde, ist in den Beiträgen Seite 126 berichtet worden. Die ungünstige Witterung im vorigen Winter stellte ein Mißjahr in Aussicht. Gleichwohl sann der Markgraf auf Fortsetzung seines gewohnten Treibens, allein seine Plane wurden durch seine Entthronung vereitelt. In Folge dessen

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)