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welcher unter Vormundschaft des (protestantischen) Kurfürsten von Sachsen und des (protestantischen) Landgrafen von Hessen steht.“ (Beitr. S. 154.) Der Abt gab den kaiserlichen Truppen das Zeugniß, daß sie weder beschädigten noch plünderten. Im folgenden Jahre 1547 konnte er ihnen dieses Zeugniß nicht mehr geben. Am 24. April wurde die protestantische Partei bei Mühlberg aufs Haupt geschlagen. Das siegreiche kaiserliche Heer, geführt vom Herzog Alba, brachte Schrecken in die Umgegend von Heilsbronn. Häuser wurden geplündert und angezündet, Geld und Vieh geraubt, Personen beiderlei Geschlechts grausam behandelt, in Habersdorf 12 Bauern erstochen.

Nachdem der Kaiser Karl V. die Protestanten besiegt hatte, schrieb er auf dem Reichstage zu Augsburg im J. 1548 das „Interim“ vor, durch welches den Protestanten ihre Errungenschaften größtentheils entrissen werden sollten. In die Zeit dieses Reichstages fielen die letzten Lebensmonate unseres Abts. Der Markgraf Albrecht, damals noch kaiserlich gesinnt und sonach mit dem Interim einverstanden, verhandelte auch während seines Aufenthalts in Augsburg fortwährend mit dem Abt, jedoch nicht über das Interim. Zwölf heilsbronner Pferde standen in seinem Dienste. Seine sehr zahlreichen Depeschen von Augsburg nach Kulmbach und umgekehrt wurden nicht über das ihm verhaßte Onolzbach, sondern über Heilsbronn expedirt.

Daß der Abt Greulich dem Interim nicht hold war, beweist sein freundlicher Verkehr während des Reichstages mit dem nürnberger Prediger Andreas Osiander, einem erbitterten Gegner des Interims. Während des heftigen Interimsstreites verlobte sich Osiander’s älteste Tochter mit dem Magister Pesolt, Spitalprediger in Nürnberg. Osiander machte dem Abt Anzeige von der Verlobung und bat zugleich um ein Wildpret zum Hochzeitsmahle. Der Abt schickte ihm drei Hasen und ein Begleitschreiben mit der Versicherung: „Durch diese Verlobung haben Ew. Ehrwürden ein gottgefällig und christlich Werk gethan, dazu wir von Gott Glück und Seligkeit wünschen.“ Osiander mußte wegen seiner heftigen Opposition gegen das Interim Nürnberg

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/441&oldid=- (Version vom 1.8.2018)