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Auch am Charfreitag mußten Alle barfuß beim Gottesdienst erscheinen.


Die Gründonnerstagsfeier.

Früh vor sechs Uhr nach einem Zeichen mit der großen Glocke Versammlung im Kapitol. Zug in die Kirche. Missa pro defunctis, vom Kantor celebrirt. Der Prior verbrennt das alte linteum, schüttet die Asche in piscinam[1] neben dem Hochaltar, worauf der Kustos ein neues reicht. In Prozession zur Kirche hinaus in den Raum zwischen der Bibliothek und der Kirchthür, wo sich bereits so viele arme Männer, als Mönche vorhanden sind, versammelt und barfuß auf Sitzen niedergelassen haben. Der Abt wäscht knieend einem der Männer mit warmem Wasser die Füsse und küßt ihn. Gleiches thut jeder Konventual einem der Männer. Diese insgesammt werden vom Bursarius in das domus hospitum (Burggrafenhaus, jetzt Pfarrhaus) geführt. Der Abt weist einige Mönche an, die Vespern zu halten; die übrigen fordert er auf, gleich ihm, Arbeitskleider anzuziehen und ihm in das domus hospitum zu folgen, wo die armen Männer sich an verschiedenen Tischen niederlassen. Die am ersten Tische sitzenden fordert der Abt auf, ihre Hände zu waschen, worauf er ihnen Brot, Gemüse und einen Trunk auf den Tisch stellt. Die Mönche verfahren ebenso bei den andern Tischen. Während der auf diese Armenspeisung folgenden zwei Tage wird mit der Glocke kein Zeichen gegeben, sondern mit einer tabula lignea vel campana lignea.


Die Frohnleichnamsfeier.

Tags zuvor zwei Vespern: Missa prima de corpore christi, quam totus conventus ex devotione auscultet. Der Kustos stellt das Venerabile in einer Monstranz auf den Hochaltar, zugleich eine andere Büchse mit dem Sakrament, dazu Heiligenreliquien. Der Abt tritt an den Hochaltar, gefolgt vom


  1. Im Grundriß mit Nr. 144 bezeichnet.
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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 559. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/575&oldid=- (Version vom 1.8.2018)