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Reden. Auf dem Einbande sind allerlei Figuren und das Cisterzienserwappen in das Leder eingepreßt. Daß man auf das Buch großen Werth legte, geht daraus hervor, daß man es, wie auch die Sermonen Conrads von Brundelsheim, an eine Kette legte. Daß es fleißig gebraucht wurde, beweist der fast ganz abgegriffene Goldschnitt. Daß es auch von Humoristen gebraucht wurde, gewahrt man an vielen der zierlichen zinnoberrothen Anfangsbuchstaben, besonders an manchem O oder Q, aus welchen der Muthwille Menschengesichter durch Einzeichnung von Mund, Nase und Augen gebildet hat. Dieser Band enthält weit über 400 Pergamentblätter. Der Verfasser ist vertraut mit seiner reichen Klosterbibliothek, mit der lateinischen Bibel, mit den von ihm oft zitirten Autoren Ovid, Cicero, Seneka, Plato, Origenes, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus, Irenäus, Gregor, Bernhard, Hugo, Anselm, Thomas, Rabanus u. A., auch mit Aristoteles und Plinius, aus deren naturhistorischen Schriften er oft seine Gleichnisse entlehnt. Seine Sermonen enthalten manches heutzutag nicht mehr Zusagende, aber auch manches Sinnreiche und Ansprechende. Nach dem Vorgang einiger Kirchenväter deutet er Alles im alten Testament bis ins Kleinste vorbildlich auf das neue Testament, wie wir nachher beispielsweise an Jakob und Esther sehen werden. Hier einige Proben aus seinen Sermonen in deutscher Übersetzung.

Am Christfest. Text Jesaias 60, 1. Von der Geburt des Herrn. Das Licht ist aufgegangen. Nach Basilius und Augustinus hat das Licht viele herrliche Eigenschaften: in seinem Ursprung antiquitatem, in seinem Laufe velocitatem, in seinem Durchgang subtilitatem, in seinem Anblick pulchritudinem. In seinem Ursprung antiquitatem; denn es ist die zuerst geschaffene Creatur. So Christus, gleich ewig, wie der Vater. Alanus sagt bei Jesaias 9: Wer ist jener an der Brust saugende Säugling? Es ist der, welcher die Gestirne schuf. Wer ist der in den Windeln weinende Säugling? Es ist der, welcher im Himmel herrscht. Jener Säugling ist uns gegeben, damit wir neu geboren werden und ewig leben; ein Rath in unsern Nöthen, ein starker Gott

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/582&oldid=- (Version vom 31.7.2018)