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als sollte der Pfarrer Ziegelmüller auf offenem Platz mit dem Bauerngesinde ohne Scheu herumgetanzt, zu Dietenhofen mit Schergen und dergleichen Burschen sich toll und voll getrunken, auch übermäßige und ihm nicht gehörige Gebühren erfordert haben: also haben Verwalter und Richter zu Heilsbronn hierüber zu berichten. Onolzbach, 9. Aug. 1675.“ Verwalter Junius und Richter Appold vernahmen viele Ortsleute, welche protokollarisch erklärten: „Ja, der Pfarrer Ziegelmüller tanzte bei einer Hochzeit mit dem Bauerngesinde. Er betrinkt sich in Wirthshäusern, schimpft im Beichtstuhl grobe Flegel, die ihm nichts geben, zecht mit liederlichem Gesindel. Da ist Fluchen und Gotteslästern, wenn ihm der Mund aufgeht, und stetes Zanken mit den Gemeindegliedern, was er dann auf die Kanzel bringt. Letzten Sonntag nannte er den Schuhmann auf offener Kanzel einen Dieb, weil er ihm von einem Wieslein, auf dem 11 dl. Zehnt ruhen, den Zehnten nicht in natura gibt.“ Ziegelmüller wurde kassirt.

Daß der westphälische Friede in den Herzen der Geistlichen nicht nachklang, haben wir gesehen. Dasselbe galt auch von der Gemeinde und den Dorfherren. Da war Haß und Hader weit über hundert Jahre lang, besonders wegen der beiden Wirthshäuser. Das eine, größere war heilsbronnisch und tabernberechtigt. Das andere, kleinere war bloß Schenk- oder Heckenwirthschaft, Pfinzingisch, dann Vestenbergisch, dann Krailsheimisch. Schon im Reformationsjahrhundert war steter Hader unter den Dorfherren. Die Herren von Heilsbronn verboten ihren Unterthanen, Hochzeiten und andere Zechen im Pfinzing’schen Wirthshause zu halten. 1562 verglich man sich dahin, daß alle Hochzeiten und Kindschenken im heilsbronnischen Wirthshause gehalten werden sollten, Leihkäufe aber nur, wenn der Käufer markgräflich sei. Da aber der Vergleich nicht gehalten wurde, so folgte neuer Hader und nach langen Verhandlungen 1570 abermals ein Vergleich zwischen den Herren von Heilsbronn und den Gebrüdern Martin und Martin Seyfried Pfinzing. Gleichwohl währte der Hader fort und wurde noch heftiger, nachdem die Markgrafen

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)