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Jahr bat die Gemeinde, der Verwesung müde, den Abt, ihre Pfarrstelle wieder zu besetzen, und zwar durch den Kandidaten J. Streit aus Mellerstadt, welcher sich ihr angeboten hatte. Der Abt, damit einverstanden, wies den Kandidaten an die Examinatoren, deren Prüfungsresultat lautete: „Streit ist im Latein und Katechismus ziemlich berichtet, hat aber die hl. Schrift noch nicht fleißig gelesen. Gefällt er aber in seiner Probepredigt der Gemeinde, verspricht er künftig fleißig zu sein und Lehr und Weise vom Pfarrer in Uffenheim anzunehmen, so möge ihm die Stelle vom Abt verliehen werden.“ Streit zog auf, aber schon nach zwei Jahren wieder ab. Der Abt verlieh die Stelle dem Kandidaten Ph. Wilhelmi, dessen Examen und Ordination eine bissige und triviale, oben Bd. I beim 33. Abt mitgetheilte Korrespondenz zwischen dem Abt Schörner und dem Superintendenten Karg hervorrief. Wilhelmi blieb zwölf Jahre auf der Stelle. Der vom Abt Wunder (1569) zu seinem Nachfolger Ernannte hieß J. Streum, dessen Ernennung dem Amtmann zu Uffenheim, Hans Wolf von Schrotsberg, Veranlassung gab, seinen Groll gegen den Abt Wunder auf gemeine Weise auszulassen. Streum hatte ein seine Einsetzung betreffendes Schreiben des Abts dem Amtmann einzuhändigen. Allein der Amtmann gab fluchend das Schreiben dem Ueberbringer mit den Worten zurück: „Sag deinem Pfaffen (dem Abt), daß er mich salva venia etc.“ Streum hatte sein Examen in Onolzbach bestanden und war vom Markgrafen dem Abt empfohlen worden, bewährte sich aber keineswegs. Bei Erbauung seines Hauses verkaufte er Bauholz und Ziegel. Es folgte gerichtliche Untersuchung und Besoldungssperre zum Ersatz des Defraudirten. Dazu haderte Streum fortwährend mit seiner Gemeinde, besonders mit dem Wirthe Dull „wegen Gotteslästerung und Verachtung des h. Ministeriums“, was gerichtliches Einschreiten zur Folge hatte. Der gedachte Amtmann von Uffenheim schürte den Brand, indem er die Gemeinde gegen den Pfarrer aufhetzte und es dahin brachte, daß der Flurer, des Pfarrers Feind, zum Meßner gewählt wurde. Regierung und Examinatoren zu Onolzbach verfügten: „Absetzung des Pfarrers bis Bartholomäi.“

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)