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acht Tagen könne das Kloster keinen Pfarrer auftreiben. Poß war dem Protestantismus nicht geneigt, daher legte die protestantisch gesinnte Gemeinde seinem Abzuge nichts in den Weg. Auf Empfehlung des strenglutherischen Predigers Andr. Osiander in Nürnberg bot der Abt die erledigte Stelle dem Pfarrer Dürr in Maria Kapell an, welcher aber ablehnte mit dem Bemerken: „man habe in Hirschau noch nicht die rechte christliche Kirchenordnung aufgerichtet und vollkommen angenommen, und man fordere vielleicht gar, auf des Herzogs Befehl, Messe, Vigilien und andere unchristliche Ceremonien.“ Der Abt theilte dieses Schreiben dem Bürgermeister und Rath zur Äußerung mit, worauf diese den Pfarrer Schmucker in Floß vorschlugen, „welcher ihnen das Evangelium lauter und rein verkündigen und die Sakramente nach Christi Einsetzung verwalten werde.“ Der Abt sendete diese Äußerung durch Osiander an den Vorgeschlagenen, welcher aber ablehnte, worauf 1544 Singer die Stelle erhielt. Dieser kam in Konflikt mit der Gemeinde, weil man ihm die Verköstigung des Schulmeisters aufbürden wollte. Dieses gab der Gemeinde und dem Herzog und Kurfürsten zu Neumarkt erwünschte Veranlassung, Singer zu entfernen und an seine Stelle einen Pfarrverweser zu setzen. Sie thaten es eigenmächtig, ohne Wissen des Abts. Singer zeigte das eigenmächtige Verfahren dem Abt Wirsing an, worauf dieser auf Wiedereinsetzung Singer’s drang. Singer wurde wirklich wiedereingesetzt, aber fortwährend von seiner Gemeinde und von seinem Kaplan chikanirt, bald wegen des Genusses von einer Fischgrube oder von einem Grundstück, bald weil er gegen Ehebruch, Hurerei, Schinderei, Betrug und Wucher predigte, „welche Laster bei den Hirschauern ein Gottesdienst seien.“ Der Abt Heberlein machte deßhalb dem Bürgermeister und Rath Vorhalt und erklärte ihnen: „Seien sie mit ihrem Pfarrer nicht zufrieden, so sollten sie das Warum angeben; würde der Pfarrer schuldig befunden, so werde er ihnen einen andern Pfarrer geben.“ Singer starb 1555, worauf der Abt die Stelle dem M. Grindlinger verlieh, für den sich sowohl die Stadt, als auch der Herzog Wolfgang, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Graf zu Veldenz,

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)