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eine Gemeinde- und eine Kirchenkasse. Sie verfuhr dabei wie folgt: Dringende Bedürfnisse für die Neueingesessenen waren ein Weideplatz, ein Hirte und ein Hirtenhaus. Den obengenannten ersten selbstständigen Ansiedlern im 17. Jahrhundert wurde gestattet, ihr Vieh durch den herrschaftlichen Hirten des Viehhofes auf den herrschaftlichen Hutplätzen mit der herrschaftlichen Herde weiden zu lassen. Dieß war nun nicht mehr möglich, da die Herrschaft all ihre Felder verkauft hatte, keine Herde mehr besaß und daher keinen Hirten mehr brauchte. Da man aber wohl einsah, daß die Ansiedler ohne Viehhaltung außer Stand waren, ihre Steuern, Gülten und Zehnten zu entrichten, so sorgte die Herrschaft in ihrem eigenen Interesse für die Befriedigung dieser Bedürfnisse, zunächst durch Gestattung der Viehweide am und im Wald längs der Ansbacher Straße und des Petersauracher Fußsteigs. Waldungen verkaufte die Herrschaft nicht. 1707 wurde auf Kosten der Amtskasse, theilweise auch durch Beiträge der Ansiedler, ein Hirtenhaus (jetzt Nr. 61) erbaut. Der Hirte, dessen Lohn in Hirtenpfründen bestand, mußte jährlich 1 fl. Steuer und 1 fl. 18 kr. Schutzgeld an die Amtskasse entrichten. Schon sehr bald beschwerten sich die Ansiedler beim Markgrafen über die Forstmeister, weil sie ihnen garzuschlechte Weideplätze anwiesen; auch über die Klosterverwalter, weil sie von ihnen Beiträge zu allerlei Bauten verlangten. Besonders beschwerten sie sich über den Klosterverwalter Rosa, weil er von jedem Fremden bei der Aufnahme 3 fl. verlangte; allein der Bescheid des Markgrafen lautete: „Nicht bloß jeder Fremde soll bei seiner Aufnahme drei Gulden, sondern auch jeder bereits Ansässige jährlich einen Gulden in die Klosteramtskasse zahlen.“ Demzufolge wurden 1724 von den 58 Angesiedelten und 4 Hausgenossen 62 fl. erhoben. Der Verwalter schlug dem Markgrafen vor, diesen Betrag zur Pflasterung des Ortes zu verwenden, dazu ein vom Schuster und Handelsmann Häulein angebotenes Darlehen von 300 fl.; dafür sollten Häulein und der Schneider Rebell den Titel „Bürgermeister“ erhalten und nebst vier Beisitzern oder Viertelmeistern dem Gemeindewesen

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 3). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1880, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_3).pdf/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)