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 Wenn wir uns diesen Sachverhalt vor Augen stellen, wird uns die Ansiedlung von Sachsen in unserer Gegend nicht befremden. Die vielen Sachsen, die gewiß auch nach Würzburg geschickt wurden, konnten vom Bischof nicht gut alle in Unterfranken untergebracht werden, weil dieses Gebiet längst von den Franken voll besetzt war mit Ausnahme etwa des Steigerwaldes, der Rhön und vielleicht noch einzelner kleinerer Waldgebiete. Dagegen gab es noch reichlich Siedlungsland in unserer mittelfränkischen Gegend. Da nun gerade das Benediktinerkloster zu Ansbach in engster Verbindung mit dem Bischofssitz in Würzburg stand, so lag es gewiß nicht fern, einige Sachsenfamilien auch nach Ansbach zu überweisen. Ansbach wird gern auch darauf eingegangen sein, da es froh sein mußte, wenn seine großen Waldbestände weiter gelichtet und – eine Hauptsache – seine Einkünfte durch die Ansässigmachung zinspflichtiger Untertanen vermehrt wurden. Auf diese Weise ist aller Wahrscheinlichkeit nach in jener Zeit der Ort Sachsen entstanden, ein Ort, der ursprünglich wohl nur einen einzigen größeren Hof umfaßte, da die Flur von Sachsen, soweit sie damals für Bebauung überhaupt in Betracht kommen konnte, außerordentlich klein ist. In ähnlicher Weise mag auch noch ein und der andere Ort der Umgegend mit Sachsen besiedelt worden sein, z. B. „Sachsen“ bei Leutershausen, vielleicht auch dieser letztere Ort selbst.

 Bei Gelegenheit dieser Sachsensiedlungen mag nun Karl der Große sehr wohl veranlaßt worden sein, auch die kirchliche Versorgung der Gegend in die Hand zu nehmen, vielleicht ist er vom Bischof zu Würzburg, der doch die Slavenkirchen in Oberfranken bauen sollte, selbst auf den kirchlichen Notstand in unserer Gegend hingewiesen worden. Aber wie dem auch sei, soviel darf als sicher angenommen werden, daß der König, der die undeutschen Slaven mit Kirchen bedachte, erst recht die deutschen Sachsen kirchlich betreute. Schon politische Gründe mußten ihn dazu bestimmen. Er wollte doch die Einheit und den Zusammenhalt seines großen Reiches auch dadurch sichern, daß er überall den einen Glauben, den Christenglauben, einführte, um so die äußere Einheit durch die innere Einheit zu stützen. So legt sich von selbst der Gedanke nahe, daß Karl der Große mit der Ansiedlung der Sachsen zugleich den Auftrag zum Bau von Kirchen gab, wenigstens überall da, wo nicht ohnehin schon genügend vorgesorgt war. Ob dies schon 795 geschah oder erst 804, tut wenig zur Sache. Aber selbst wenn wir den Zusammenhang zwischen beiden Maßnahmen leugnen wollten, müßten wir doch annehmen, daß um jene Zeit, also um das Jahr 800, die kirchliche Organisierung unserer Gegend in Angriff genommen wurde und daß nach Lage der Sache niemand anders als der Frankenkönig dazu geeignet und berufen war, daß er allein dazu Auftrag und Vollmacht erteilen und die Möglichkeit der Durchführung schaffen konnte. Wir werden nicht irre gehen, wenn wir die Gründung der Urpfarrei Sachsen in die Nähe jenes Jahres 800 setzen.