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 Einen weiteren Beweis für den Charakter einer Urpfarrei darf man in der reichen Ausstattung der Stelle erblicken. Nachweislich gehörten zur Pfarrpfründe in vergangener Zeit etwa 100 Tagwerk Grundstücke, freilich vielfach recht magere; dann die beiden Großzehnten in Eyb und Bechhofen, sowie weitere Zehnten in Sachsen und Milmersdorf; weiter zwei zinspflichtige Güter in Volkersdorf und eines in Kirschendorf; endlich Getreidegülten in Külbingen und sonst noch allerlei Abgaben, Handlöhne, Geld- und Naturalreichnisse. Es war also eine reich ausgestattete Stelle, wie es eben bei Urpfarreien üblich war.

 Einen dritten, freilich nur ganz beiläufigen Beweis für Sachsen als Urpfarrei mag man aus der Lage und Bauart der Pfarrkirche entnehmen. Sie erhebt sich auf einer das Rezattal beherrschenden Anhöhe, so wie man damals Pfarrkirchen gern errichtete (z. B. Herrieden, Roßtal u. a.). Und sie zeigt heute noch trotz wiederholter Umbauten deutliche Kennzeichen romanischer Bauart, also eines recht hohen Alters, wenn dabei selbstverständlich auch nicht bis auf die Entstehungszeit der Pfarrei zurückgegangen werden kann. Wichtiger erscheint dagegen die Tatsache, daß auch das Vermögen und Einkommen der Kirche, der sogenannte Kirchenheilige, in alter Zeit außerordentlich hoch stand. Als 1448 Kirche und Turm im sogenannten Städtekrieg abbrannten, vermochte man aus eigenen Mitteln des Gotteshauses den Wiederaufbau zu bewerkstelligen, allerdings nur so, daß man den größten Teil der Güter, Zinsen, Renten und Gülten der Kirche verkaufte. Willige Abnehmer waren dabei diejenigen, die selbst zu helfen berufen gewesen wären: Das Gumbertusstift in Ansbach als Patronatsherrschaft, und das Reiche Almosen in Nürnberg als weltliche Grundherrschaft.

 Wann ist nun Sachsen als Urpfarrei gegründet worden? Oder, was dasselbe bedeutet: Wann ist die ganze Gegend kirchlich organisiert worden?

 Diese Frage hängt, wie leicht zu verstehen ist, mit der anderen Frage zusammen: Wann ist die Gegend kolonisiert, besiedelt worden? Es darf als sicher angenommen werden, daß erst um das Jahr 750 zahlreichere Niederlassungen in den Tälern der Rezat, der Bibert und der dazwischen liegenden Bäche entstanden sind. Die Ortsnamen weisen deutlich auf bayerische, zum Teil auch auf schwäbische, selten auf fränkische Siedler hin. Aber gleichviel woher sie kamen, jedenfalls waren es bereits christliche Siedler, mag auch ihr Christentum oft recht mangelhaft gewesen sein. Für die kirchlichen Oberen und weiterhin für die Herren des Landes bestand also die Pflicht, sie kirchlich zu versorgen. Dazu mochten schon die damals gegründeten Klöster Ansbach und Herrieden dienen. Aber das war doch nur eine schwache Notversorgung. Sollte gründliche Abhilfe geschaffen werden, so mußten über das ganze Land hin Pfarreien