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 Auch Gustav Adolf, der sich inzwischen durch deutsche Truppen unter dem Herzog Bernhard von Weimar verstärkt hatte, lagerte sich bei Nürnberg gegenüber den Wallensteinischen Soldaten. Sein Lager dehnte sich hauptsächlich südlich von Nürnberg bis zum Reichswald aus, da wo heute die Vorstädte Lichtenhof und Schweinau stehen, umschloß aber auch noch östlich und westlich die Stadt. Er hatte annähernd die gleiche Zahl von Mannschaften wie Wallenstein. Wochenlang lagen sich nun die beiden Heere gegenüber, ohne daß es zu einem Angriff kam. Denn beide Heerführer erkannten recht wohl, daß es kaum möglich sei, den andern aus seiner festen Stellung hinauszuwerfen. Aber eben diese Ruhestellung brachte für das weite umherliegende Land die allerschrecklichste Bedrückung. Die beiden Heere mußten doch ernährt und auch sonst mit allem Bedarf versorgt werden. Dazu aber wurde das ganze Land aufs äußerste ausgesogen. Da unsere Gegend im Rücken Wallensteins lag, waren es die kaiserlichen Truppen, die hier Tag für Tag das Land durchstreiften und erbarmungslos alles wegnahmen, was an Vieh, Getreide, Geld und Gut vorhanden war, ohne jede Rücksicht auf die Bevölkerung.

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 Besonders schwer hatten es wieder die Orte um Lichtenau. Nach dem Abzug der kaiserlichen Besatzung im Frühjahr 1632 waren wieder die Nürnberger erschienen und hatten ihrerseits Soldaten in die Festung gelegt, und zwar abermals unter dem Kommando des Herrn von Scheurl. Für Gustav Adolf war es von größter Wichtigkeit, daß dieser feste Stützpunkt nicht wieder in die Hände der Kaiserlichen fiel. Aber am 25. Juli erschienen etwa 100 kaiserliche Reiter und nahmen zunächst an die 250 Stück Vieh weg, die vor dem Orte weideten. Dann tauchten am nächsten Tage auf den Höhen um Lichtenau zahlreichere Truppen auf, schätzungsweise etwa 14 000 Mann mit einer Anzahl Geschütze. Diese forderten die Festung auf, sich alsbald zu übergeben; wenn nicht, so werde, wie die übliche Drohung in solchen Fällen lautete, alles niedergemacht, das Kind im Mutterleibe nicht geschont, der Kommandant aber gevierteilt werden. Scheurl ließ sich durch solche Drohungen unbegreiflicherweise einschüchtern und lieferte die Festung zum zweiten Male den Feinden aus, ohne daß auch nur ein Schuß gefallen wäre. Dabei waren schwedisch-deutsche Truppen bereits von Gunzenhausen her im Anmarsch begriffen, hätten also rasch Entsatz bringen können. Sie erschienen auch am nächsten Tage in Immeldorf, konnten aber nichts mehr ausrichten, sondern mußten sich zurückziehen. Die herbeigeeilten kaiserlichen Soldaten steckten dabei Immeldorf in Brand, nachdem sie es ausgeplündert hatten. Gustav Adolf forderte von der Stadt Nürnberg strengste Bestrafung des