Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/193

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu sein. Denn als im Jahre 1813 die Kirche zu Neukirchen aufgelassen wurde, brachte man die dortige Kanzel nach Sachsen und setzte sie an die Stelle der ersteren. Sie tut noch heute ihre Dienste, ist zwar etwas schmal, aber sonst ganz hübsch. Bei der Renovierung 1934 suchte man durch Anbringung von Zierleisten an der Rückwand eine breitere Wirkung zu erzielen. Auch wurde die Kanzel durch schöne, aus Holz geschnitzte Bilder verziert, in der Mitte durch das Bild Christi, auf der Nordseite durch das Bild des Apostels Petrus, auf der Südseite durch das Bild des Apostels Paulus. Damit Altar und Kanzel besser zusammenstimmten, damit auch das Gemälde zwischen beiden mehr sichtbar würde, setzte man an die Stelle des allzu hohen Altarkreuzes ein kleineres, aber künstlerisch wertvolleres Kruzifix.

 Über den Taufstein in der alten Kirche wissen wir leider auch nichts. Er wurde 1804 ebenfalls verworfen. Aber ein Bauer aus der Gemeinde, Joh. Wolfgang Steinbauer aus Langenlohe, stiftete einen neuen schönen Stein. Dieser wurde später mit einer geschmacklosen Farbe überstrichen, so daß man ihn wenig beachtete. Erst als man 1934 die Farbtünche wieder entfernte, kam die natürliche Schönheit aufs neue zum Vorschein.

 Die im Jahre 1804 aufgestellten Bänke im unteren Kirchenraum wie auf den Emporen sind breit und bequem. Es wurden damals 850 Sitzplätze vorgesehen, von denen dann viele überflüssig wurden, als vier Jahre später die Orte Untereichenbach, Külbingen und Boxbrunn, dazu in neuester Zeit noch Langenlohe und Herpersdorf ausgepfarrt wurden. Da die Bänke im unteren Raum seitwärts an die Wand anstießen, wurden sie vor einigen Jahren an der Wand abgeschnitten, so daß sie nun von beiden Seiten zugänglich sind. Der Fußboden war ehedem mit Sandsteinplatten belegt, die sich leicht austraten; erst 1861 wurden sie durch Solenhofer Kalkplatten ersetzt. – Die Bänke waren vordem numeriert, weil die einzelnen Sitzplätze von der Kirchenstiftung an die Gemeindeglieder jeweils auf Lebenszeit verkauft wurden, um bessere Einnahmen für die Kirchenkasse zu erzielen. Wie aus den Akten ersichtlich ist, gab es bei dem Verkauf und später bei der Benützung oft Streitigkeiten; auch wußten diejenigen, die nicht im Besitze eines Kirchenstuhles waren, nicht, wohin sie sich im Gottesdienst setzen durften. Der Verkauf der Kirchenstühle wurde deshalb schon während des Weltkrieges eingestellt, und gegenwärtig ist die ganze Ordnung aufgehoben.

 Orgeln waren in früherer Zeit unbekannt. Der „Kantor“, d. h. der Vorsänger (erst der Mesner, dann der Lehrer), mußte den Gesang der Gemeinde leiten, vor allem mit Hilfe eines von ihm geleiteten Schülerchors. Erst 1714 dachte man in Sachsen an die Beschaffung