Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/206

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Verbindung zwischen dem südlichen und nördlichen Teil der Pfarrei herstellte. Den Kirchenweg nahm Steinbach, wenn kein Hochwasser störte, unmittelbar vom Dorfe aus über die Wiesen bis zum Egelsteg und von da entweder den Talweg weiter bis Sachsen oder den Hang hinauf zum Alberndorfer Kirchenweg. Bei Hochwasser mußte wohl über Alberndorf, oder wenn auch das nicht anging, über Rutzendorf gegangen werden. Der Egelsteg ist jedenfalls schon sehr früh angelegt worden, da er bereits in den ältesten Akten als längst bestehend vorausgesetzt wird.

 Von Ratzenwinden lief der Kirchenweg wohl immer in der gleichen Richtung wie noch heute. Nur oberhalb des Dorfes teilte er sich und führte einerseits durch den Wald in der Richtung auf das Lindach oder am Lindach vorbei, anderseits rechts vom Wald entlang über die einst dort befindlichen Wiesen und Weiden ebenfalls zum Lindach. Von dort aus ist der Weg klar vorgezeichnet nach Rutzendorf und weiter nach Sachsen. Der Totenweg nahm einen ganz anderen Lauf. Er ging schon bald hinter Appolds Hof in den Wald hinein und führte auf halber Höhe durch den Wald hindurch auf einem jetzt noch vorhandenen Fahrweg. Oberhalb der unteren Walk wandte er sich zur Höhe hinauf, zog über den Egelsee–Anger hin und dann in das Tal hinab, wo er mit dem Kirchenweg zusammentraf. Als im vorigen Jahrhundert die Talstraße von Ratzenwinden abwärts gebaut wurde, wählte man lieber diesen Weg für die Toten und fuhr über die Büchenmühle nach Rutzendorf. Als im Jahre 1890 der alte Georg Michael Flühr von Ratzenwinden starb, wünschte er ausdrücklich, daß er noch den alten Totenweg nach Sachsen gefahren werde und nicht den inzwischen aufgekommenen neuen Weg. Er war der letzte, der so auf dem seit uralten Zeiten üblichen Weg der Toten geleitet wurde.

 Für Oberrammersdorf bestand ehedem kein Unterschied zwischen Kirchenweg und Totenweg. Beide führten vom Dorfe auf dem noch heute benützten Fahrweg am Strüthof vorbei bis hinab zum Wald über Rutzendorf. Dort bog aber der Weg nicht wie jetzt links ab und dann links vom Wald das Tal hinab, sondern ging geradeaus oberhalb der „Höll“ in den Wald hinein und auf einem Fahrweg in der Richtung auf Rutzendorf in das Tal hinab, wo er sich mit dem von Unterrottmannsdorf kommenden Wege traf. Erst als der um den Wald herumführende Weg im vorigen Jahrhundert ausgebaut wurde, zog man diesen Weg vor und fuhr mit seinen Toten in das dortige Seitental, wo man schließlich mit dem Ratzenwindener Weg zusammenkam. Aber noch 1872 wurde der alte Weg öfters benützt, wie eine Beschwerde aus Zandt gegen den Waldbesitzer Geißelsöder, der den Weg nicht mehr freigeben wollte, beweist. Der Kirchenweg