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 Nachzutragen ist noch, daß Neukirchen im Weltkrieg seine Glocke nicht abzuliefern brauchte, sondern sie heute noch besitzt; weiter, daß 1921 eine neue Uhr von der Firma Förster in Nürnberg bezogen wurde.

 Bis zur Auflassung der Kirche im Jahre 1813 fand jährlich nur einmal ein Gottesdienst in Neukirchen statt, nämlich am Kirchweihtage, der damals am Sonntag nach Mariä Heimsuchung (Sonntag nach dem 2. Juli) gefeiert wurde. Der Pfarrer von Sachsen erhielt für die Predigt aus der Stiftung 1 fl. 15 kr., wobei er aber auch nachmittags noch Gottesdienst zu halten hatte. Er und der Organist wurden an diesem Tage mittags und abends „mit einer ländlichen Kirchweihsuppe“ bewirtet, und zwar abwechselnd jedes Jahr bei einem anderen Bauern. Im Jahre 1852 war vom Dekanat die Wiedereinführung der abgeschafften Kirchweihpredigt angeregt worden. Pfarrer Günther erklärte sich dazu bereit; aber es fehlten die Mittel, um die Kirche zuvor in würdigen Zustand zu versetzen. Seit der Wiederherstellung der Kirche haben gemäß Entschließung der Kirchenbehörde mindestens vier Gottesdienste im Jahre stattzufinden.

 Zur Reinhaltung der Kirche, zur Mitwirkung bei den Gottesdiensten, zum Läuten der Glocke täglich früh, mittags und abends, und zum Aufziehen der Uhr war in Neukirchen von jeher ein Mesner beauftragt. Ehedem war es der jeweils von der Gemeinde gedungene Hirte. Als sich aber 1729 der Schneider und Weber Hans Adam Ziegler aus Rutzendorf in Neukirchen ansässig machen wollte, wurde ihm von der Gemeinde die Erlaubnis hierzu sowie der nötige Baugrund auf dem bei der Kirche gelegenen Gemeindeplatz nur gegeben unter der Bedingung, daß er „beständig und auf ewige Zeiten“ den Mesnerdienst übernehme. Als Entschädigung sollte er neben der kostenlosen Überlassung des Bauplatzes noch das Recht haben, eine Kuh und ein Schwein unentgeltlich auf die Weide laufen zu lassen. Ferner sollte er bei der Überführung von Leichen nach Sachsen für das Läuten der Glocke erhalten: von Külbingern jedesmal 71/2 kr., von Neukirchnern die Hälfte. Es ist begreiflich, daß dem Ziegler diese Entlohnung mit der Zeit allzu kärglich erschien, weshalb er um Aufbesserung bat. Man gewährte ihm dann jährlich 5 fl. aus der Kirchenstiftung. Im Laufe der Zeit folgten dann für den Mesner weiter Erhöhungen. Der Kirchendienst ist aber bis heute bei den Inhabern des damals gebauten Hauses (Nr. 6) verblieben.