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10. Die kirchliche Ordnung

a) Gottesdienste

 Was einst in den Tagen der Reformation grundlegend begonnen wurde, das fand seine Fortsetzung und seinen Ausbau in den nachfolgenden Jahrhunderten. Der Mittelpunkt aller kirchlichen Ordnung blieb stets die Verkündigung des göttlichen Wortes, nicht nur in den Hauptgottesdiensten, sondern auch in den „Christenlehren“ und Wochengottesdiensten, im Unterricht der Jugend und bei den kirchlichen Amtshandlungen. Maßgebend war dabei in der Pfarrei Sachsen bis in die Neuzeit herein die „Brandenburgische“ (Markgräflich-Ansbachische) Kirchenordnung, die mit der Nürnberger Ordnung fast völlig übereinstimmte.

 Neben der Wortverkündigung kam in den evangelischen Gottesdiensten stets auch die Anbetung, der eigentliche „Gottes-Dienst“, das Dienen vor Gott, zum Ausdruck. Es geschah das vor allem in der Liturgie, die ja nichts anderes als „Dienst“ = Gottesdienst bedeutet, dann weiter im Gemeindegesang und Gemeindegebet. Dazu diente auch ein würdiger Schmuck des Altars und des ganzen Kirchenraumes, weshalb man die alten schmuckvollen Altäre aus der katholischen Zeit unbedenklich beibehielt, auch wenn man die dort abgebildeten Heiligengestalten nicht mehr als Mittler und Fürsprecher anerkannte. Selbst die weißen Chorhemden der Geistlichen und längere Zeit sogar die bei der Feier des heiligen Abendmahls noch gebrauchten Meßgewänder ließ man in diesem Sinne gelten. Der Gedanke einer würdigen und schönen gottesdienstlichen Feier trat überall in Erscheinung.

 Die Bedeutung solcher evangelischen Gottesdienste wurde freilich von der Gemeinde nicht immer voll verstanden. Zwar die Hauptgottesdienste durften sich, soweit aus den Akten ersichtlich ist, in Sachsen jederzeit eines guten Besuches erfreuen, aber die Nebengottesdienste am Sonntagnachmittag (Christenlehre) und während der Woche (zweimal, am Dienstag und Freitag, später nur noch am Freitag) fanden niemals die gebührende Beachtung, wie immer wieder geklagt wurde. Aber auch bei den Hauptgottesdiensten wurde der anbetende Teil, d. h. die Liturgie, gern als etwas Überflüssiges angesehen, wenigstens von den Männern und Burschen, die, wie öfters die Klage lautete, während des Altargottesdienstes sich auf dem Kirchhof aufhielten, dort miteinander schwätzten und erst beim zweiten Lied ihre Plätze im Gotteshause aufsuchten. Sogar von solchen hört man, die statt in das Gotteshaus lieber in das Wirtshaus gingen, den Sonntag überhaupt durch Handelsgeschäfte und anderes entheiligten.