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 Nur selten ließ sich ein Katholik im Pfarrbezirk nieder, und auch dann nur auf kurze Zeit. Er hielt in diesem Falle zur nächstgelegenen katholischen Pfarrei, zur Stadt Eschenbach. So lebte nach dem Dreißigjährigen Kriege auf der Zandtmühle Hans Jörg Hagenauer, „ein guter Papist“, wie es im Kirchenbuche heißt; als er 1695 starb, wurde er auf seinen Wunsch in Eschenbach begraben. Mit den österreichischen Emigranten (S. 124) waren auch einige Katholiken ins Land hereingekommen; aber sie ließen sich alsbald vom evangelischen Geistlichen Unterricht geben, wie Pfarrer Kehrer 1656 berichtete. Im Jahre 1667 wurde zwischen dem Markgrafen und dem Deutschherrenorden in Eschenbach eine Vereinbarung dahingehend getroffen, daß alle Katholiken im markgräflichen Gebiet um Eschenbach sich frei zur dortigen katholischen Kirche halten dürften, während umgekehrt auch die Evangelischen im Eschenbacher Gebiet freien Zugang zu einer benachbarten evangelischen Pfarrei haben sollten. Nur zum Eintrag in die Kirchenbücher und zur Entrichtung der fälligen kirchlichen Gebühren mußte sich jeder Teil an die Pfarrei seines Wohnsitzes wenden.

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 Heute noch lebt im Volksmunde die Erinnerung an die vertriebenen Salzburger, die im Jahre 1732 auch durch unser Land zogen. Der Erzbischof Firmian in Salzburg hatte sich bei seinem Regierungsantritt vorgenommen, sein Land gründlichst von aller „Ketzerei“ zu reinigen, selbst wenn „Dornen und Disteln auf den Äckern wachsen sollten“, wie ein Wort von ihm gelautet haben soll. Mit Jesuiten und Soldaten ging er gegen die vielen Evangelischen in seinem Lande vor und suchte sie durch hohe Geldstrafen, Einquartierungen und Gefängnishaft mürbe zu machen. Als alles nichts half, ließ er ihnen nur noch die Wahl, entweder wieder katholisch zu werden oder Haus und Hof zu verlassen und in die Fremde zu ziehen. In dem schweren Widerstreit zwischen Glauben und Heimat wählten Tausende und aber Tausende den Glauben und verzichteten lieber auf die Heimat und alles, was ihnen in der Heimat lieb und wert war. Auf ihre Bitten hin hatte der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen versprochen, ihnen in seinem Lande eine neue Heimat aufzutun, in Ostpreußen, wo es noch viel unbebautes Land gab. Und so machten sie sich, zum Teil noch im Winter, getrost auf den Weg mit dem wenigen Besitztum, daß ihnen verblieben war. Es war ein harter Weg. Denn gleich anfangs mußten sie durch katholisches Gebiet ziehen, durch Altbayern, wo sie allerlei Widerwärtigkeiten zu überwinden hatten. Auch später, als der Weg sie durch Schwaben und hernach durch das Bamberger Land führte, hatten sie nicht wenig von der katholischen Bevölkerung zu leiden. Aber mit Bedacht hatte man sie soviel als möglich durch evangelische Gebiete