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unterstehe; allein Nürnberg kehrte sich nicht daran und hielt seine Hand fest auf der Stiftung. So kam es, daß durch Nürnberg die kirchliche Stiftung mehr und mehr verweltlicht wurde. Unter der bayerischen Regierung seit 1806 suchte man die Kirche völlig auszuschalten, wie Pfarrer Günther 1854 klagte. Damals wurde allerdings das Pfarramt wieder in sein Aufsichtsrecht über die Stiftung eingesetzt; aber später überging man doch wieder den Pfarrer, und heute steht es so, daß die Kirche völlig beiseite gesetzt ist. Lediglich über die Verwendung der von alters her für Armenzwecke ausgeworfenen Mittel hat noch das Pfarramt zu bestimmen.

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 Bei dieser durch Nürnberg herbeigeführten Unterstellung der Verwaltung unter weltliche Hände ist es nicht zu verwundern, daß auch der Stiftungszweck, die Verwendung der Einnahmen für Arme, mit der Zeit mehr und mehr außer acht gelassen wurde. Stiftungsgemäß wurde nur 1529 und in den nächstfolgenden Jahren verfahren. Aber dann wurden bald andere Zwecke in den Vordergrund geschoben. Einiges wurde der Kirche und dem Pfarrhaus zugewendet, allerdings nur leihweise. Vor allem aber war es die Schule, die später als Nutznießerin der Stiftung eingeschoben wurde. Im Jahre 1565 erscheint zum erstenmal ein bezüglicher Posten in der Rechnung: „2 fl. dem Schulmeister aus Geheiß des Herrn“. Der Herr war der Amtspfleger von Lichtenau, der so widerrechtlich den Stiftungszweck änderte. Weiterhin erscheinen dann immer wieder Ausgaben für die Schule, nicht nur für arme Schulkinder, was dem Stiftungszweck entsprach, sondern auch für Bauvornahmen am Schulhause, was stiftungswidrig war. Als Pfarrer Held von Lichtenau im Jahre 1808 die Pfarrei Sachsen verweste, berichtete er geradezu über die Stiftung: „Davon wird das Schulhaus unterhalten“; so sehr war damals schon das Bewußtsein über den eigentlichen Zweck der Stiftung geschwunden. Als 1813 das alte Schulhaus, genauer das alte Mesnerhaus, einem gründlichen Umbau und Aufbau unterzogen wurde, verwendete man dazu nicht nur das Baumaterial von der damals abgebrochenen Sebastianskirche, die der Stiftung gehörte, sondern man zehrte auch aus den vorhandenen Kapitalien 1440 fl. ein. Da diese nicht sofort flüssig waren, mußte die Stiftung vorübergehend sogar noch Geld aufnehmen (in Großenried, Eschenbach, Veitsaurach und anderwärts). Auch 1829 und 1830 kommt das Schulhaus wieder in der Stiftungsrechnung vor. Ebenso mußte 1884 die Stiftung herhalten, als das alte Schul- und Mesnerhaus abgebrochen und ein neues an seine Stelle gesetzt wurde. Freilich reichten zum Neubau die Mittel der Sebastiansstiftung nicht aus, so daß für die Mehrkosten die Schulgemeinde eintreten mußte. – So ist im Laufe der Zeit der Zweck der Stiftung fast völlig durch die weltlichen Behörden