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verändert worden. Aus der kirchlichen Stiftung wurde eine weltliche gemacht, aus der Bestimmung für Arme wurde in der Hauptsache eine Bestimmung für die Schule, wenn auch die Armen niemals völlig ausgeschaltet wurden.

 Zur Zeit der unseligen Stiftungsadministration (1808–1817) hat auch die Sebastians-Bruderschafts-Stiftung ihre schmerzlichen Erfahrungen machen müssen. Im Jahre 1809 konnte das Pfarramt Sachsen für seine Armen nur 5 fl. anstatt der von früher her festgesetzten 50 fl. von der Administration erlangen. Eine beim Schulhausbau 1813 aufgenommene Schuld von 125 fl. wurde von der Administration nicht rechtzeitig zurückbezahlt, so daß es später – ähnlich wie bei der Kirchenstiftung – zu bösen Nachforderungen für Kapital und Zinsen kam. Einen angestrengten Prozeß verlor die Stiftung 1844 und hatte zu allem noch die Prozeßkosten zu tragen.

 Die Stiftung besaß ehedem an Grundstücken vier Wiesen: 1 Tagwerk (nach altem Maße) bei der Büchenmühle, 1/4 Tagwerk unter dem Pfarrgarten, 1/4 Tagwerk bei der Erlamühle, 1/2 Tagwerk bei der Zandtmühle. Nur die erstgenannte Wiese ist noch bei der Stiftung. Die anderen wurden verkauft, zwei davon erst 1883. Der Pachtertrag beläuft sich zur Zeit auf 80 RM. An Kapitalien waren 1813 vorhanden 4550 fl., 1866 3390 fl., 1878 7620 M, 1883 9126 M (hier mit Einschluß der Beckschen Stiftung). Nach dem Weltkrieg gingen infolge der Inflation die Kapitalien zumeist verloren, so daß gegenwärtig nur noch rund 1600 M vorhanden sind, wobei die Restbeträge von zwei kleinen Stiftungen hinzugenommen wurden. Die geringen jetzt noch anfallenden Erträgnisse des Stiftungsvermögens werden gegenwärtig im allgemeinen stiftungsgemäß verwendet, da sie in der Hauptsache in gleichem Betrage wie früher dem Pfarramt zur Verteilung an Arme in der Gemeinde, vor allem auch an bedürftige Konfirmanden, übergeben werden. Soweit darüber hinaus noch Mittel zur Verfügung stehen, werden Anschaffungen für die Schule zu Unterrichtszwecken gemacht. Besonders wird damit noch ein alter Brauch aufrechterhalten, wonach an Allerheiligen (1. November) an die Schulkinder, an Pfarrer, Lehrer, Bürgermeister, Gemeinderäte und Kirchendiener eigens gebackene Weißbrote ausgeteilt werden.

 Die Sebastianskirche (Kapelle) war mit der Auflösung der Bruderschaft überflüssig geworden. Man ließ sie aber gleichwohl noch weiter bestehen, begnügte sich jedoch damit, nur das Dach und den darauf sitzenden kleinen Turm imstande zu erhalten, während man