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das Innere der Kirche verwahrlosen ließ. Bei der Kirchenvisitation von 1680 wird sie in einem Bericht als ein an sich „feiner“, doch innen ganz leerer und übel beschaffener Steinbau bezeichnet. Es waren also Bänke, Altar und sonstige Ausstattungsgegenstände daraus verschwunden. Dafür hatte der Totengräber seine Geräte, Grabschaufel, Totenbretter und anderes darin hinterlegt. Auch die Bahren zum Tragen der Leichen waren in der Kirche hinterstellt. Auf dem Turm befand sich um 1768 ein Storchennest, das man bei einer Reparatur sorgsam zu erhalten suchte. Zu Gottesdiensten wurde die Kirche nur noch 1804 verwendet, als die Hauptkirche umgebaut wurde. Als 1813 das alte Schul- und Mesnerhaus erneuert wurde, brach man die Kapelle ab und verwendete das anfallende Material, soweit es brauchbar war, zum Hausbau; der Rest wurde versteigert.

 Der Krypta unter dem Chor der Sebastianskirche erging es noch schlimmer als der Kirche. Sie wurde nicht nur ihrer ganzen Einrichtung beraubt, sondern sie wurde auch zu recht irdischen Zwecken mißbraucht. Der Mesner und später die benachbarte Häfnerin sahen sie als einen guten „Keller“ an und verwahrten darin ihre Milch und einen Teil ihrer Feldfrüchte. Über den Zweck des Baues hatte sich eine Sage gebildet, daß nämlich darin einst „der Mönche oder eines anderen Begräbnis gewesen“. Beim Abbruch der Kapelle dachte man daran, die Krypta einzufüllen; man unterließ es aber, vermutlich weil es zuviel Arbeit gemacht hätte oder vielleicht auch aus anderen rein praktischen Erwägungen. Im Jahre 1919 wurde über dem noch immer festen Gewölbe, das überdies im Innern der Krypta durch einen Pfeiler gestützt wurde, das Denkmal für die im Weltkrieg Gefallenen errichtet.

 Aus einer fachmännischen Beschreibung der Krypta durch Architekt Braun in Erlangen sei folgendes angeführt: Der ganze Raum ist 4 m breit und 5,5 m lang. Er ist durch einen Chorbogen deutlich in zwei Teile geschieden, den ostwärts befindlichen Chor und das anschließende kurze Schiff. Letzteres ist von einem einfachen, 2,2 m hohen Tonnengewölbe überspannt. Der Chor schließt nach Osten im Achteck ab, wie es auch von außen erkennbar ist. Darüber steht ein entsprechendes Gewölbe mit sechs Rippen, die oben zusammenlaufen. Im Chor stand offenbar der Altar. Eine von Südosten her in die Krypta hinabführende Treppe endete noch hinter dem Altar, um den man also herumgehen mußte, um vor den Altar zu gelangen. Das Innere war einst sichtlich hübsch ausgestattet und zeigt sogar noch Spuren von Bemalung. Beleuchtet wurde der Raum nur durch zwei schmale, heute noch vorhandene Fenster. Das Ganze war eine stimmungsvolle, zu stiller Gebetsandacht geeignete Stätte.