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bekommen; sondern es geschah lediglich, um die vielgerühmten „Gerechtsame“ der Stadt zu erweitern. Dadurch aber, daß in der Folgezeit Schul- und Mesnerdienst miteinander verbunden blieb, daß Ansbach die Aufsicht über den Mesnerdienst, Nürnberg dagegen das Recht über den Schuldienst in Anspruch nahm, mußten sich notwendig immer wieder Zwiespältigkeiten ergeben, die einem gedeihlichen Wirken der mit den beiden Ämtern betrauten Personen hindernd im Wege standen.

 Um ein gerechtes Urteil über die damaligen Schulverhältnisse zu ermöglichen, muß mit allem Nachdruck betont werden, daß es in jener Zeit noch keinen ausgeprägten Lehrerstand gab. Es fehlte durchaus an höheren Schulen zur Ausbildung im Lehrberuf, an Seminaren oder anderen Vorbereitungsanstalten. Wer Lehrer werden wollte, mußte zu einem „Meister“ gehen, d. h. zu einem schon im Dienst stehenden „Schulmeister“, und bei diesem praktisch das Schulhalten lernen. Gern unterwiesen so die Lehrer ihre eigenen Söhne, die dann nicht selten dem Vater auf der Schulstelle nachfolgten. Oft fehlte es aber überhaupt an einer fachmännischen Lehre und an geeigneten Lehrpersonen, da bei der meist recht dürftigen Bezahlung niemand große Lust verspürte, sich dem Lehrerberufe zu widmen; man mußte dann zufrieden sein, wenn nur überhaupt Leute da waren, die hinreichend lesen, schreiben und rechnen konnten. So geschah es nur allzu häufig, daß die Gemeinden Handwerker, abgedankte Militärpersonen und ähnliche Leute zu Lehrern bestellen mußten, weil sie eben keine besseren Lehrkräfte bekamen. Wenn deshalb in Sachsen nach dem Dreißigjährigen Kriege ein Schneidermeister, Matthias Hoffmann, die Schule versah, so war das durchaus nichts Besonderes, sondern vielmehr eine bittere Notwendigkeit. Auch spätere Vorfälle, vor allem bei der Schule in Zandt, werden unter diesen Zuständen wohl begreiflich und verständlich. Eine richtige Ausbildung von Lehrern setzte erst um die Zeit von 1800 ein, und auch da ging es zunächst recht langsam vorwärts, bis es zu der heutigen Stellung des Lehrerstandes kam.

 Schon mit dem oben genannten „Schulmeister“ Stephan Alberti gab es böse Händel, da er unordentlich, streitsüchtig und ein Trinker war. Er mußte 1681 „abgeschafft“ werden und zog dann weiter nach Weihenzell. Sein Nachfolger, Johann Nast aus Feuchtwangen, hatte überhaupt keine Freude am Schulhalten und meldete sich 1689 zum Soldatendienst in Lichtenau. Da man ihn aber auch dort nicht brauchen konnte, wollte ihn der Pfleger von Lichtenau wieder der Gemeinde in Sachsen aufnötigen, und es bedurfte des entschiedensten Widerstandes, um dies zu verhindern. Nicht besser war dann sein Nachfolger, Hans Georg Weiß, der 1689 aus Oberkrumbach (bei Hersbruck) nach Sachsen kam. Sowohl er wie seine Familie legten