Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/259

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Ein Nebenbetrieb der Landwirtschaft war in unserer Gegend stets die Bienenzucht. Schon in der ältesten Urkunde aus unserem Pfarrbezirk vom Jahre 1111 wird diese vorausgesetzt. Eine leibeigene Familie in Ratzenwinden wurde bei einer Schenkung an das Gumbertusstift in Ansbach freigegeben unter der Bedingung, daß sie jährlich an das Stift eine feste Abgabe leiste, entweder in Geld oder in Wachs oder in einem Stück neuen Tuches. Das Wachs weist unfehlbar auf eine schon damals in Ratzenwinden bestehende Haltung von Bienen hin. Das Wachs brauchte man notwendig zur Herstellung von Kerzen für die Kirchen, die bei Messen und anderen gottesdienstlichen Feiern auf den Altären brennen sollten. Eben darum war damals bei der Bienenzucht die Gewinnung von Wachs wichtiger als die Ernte von Honig. Aber nicht nur in Ratzenwinden, auch anderwärts wird oft die Abgabe von Wachs hervorgehoben. So hatte 1460 Hans Teufel von Volkersdorf jährlich 1/2 Pfund Wachs an die Pfarrei Sachsen zu liefern. 1432 bestand der Pachtpreis für verschiedene Grundstücke der Kirchenstiftung Sachsen in jährlich 14 Pfund Wachs. 1510 hatte eine Reihe von Leuten in Lichtenau, Hirschbronn, Alberndorf und anderwärts je 1–2 Pfund Wachs an die Sebastians-Bruderschafts-Stiftung in Sachsen zu entrichten. In Neukirchen schaffte man nach Ausweis der Rechnungen von 1507 und nachfolgend eigens Bienen für die dortige Kirche an, um so das erforderliche Wachs zu gewinnen. Man schöpft aus dem allen den Eindruck, daß in alter Zeit die Bienenzucht lebhafter betrieben wurde als in der Gegenwart, allerdings nur in der einfachen und wenig ertragreichen Form, wie sie noch bis in die Gegenwart herein üblich war. Der Wandel der Zeiten zeigt sich aber darin, daß heute die Gewinnung von Wachs zur Nebensache geworden ist, während die Erzielung einer möglichst reichen Honigernte ausschlaggebend voransteht.


3. Der Wald

 Eine hohe Bedeutung kam von jeher dem Walde zu, nicht nur für die Landwirtschaft, sondern für das ganze Volk. Bis in die neuere Zeit herein war der Wald die einzige Quelle für die Beschaffung des nötigen Heizmaterials, für die Lieferung des Bau- und des Werkholzes und für manches andere. Dem Bauern bot er einst vielfach Weide für sein Vieh, den hohen Herren Gelegenheit zur Ausübung der Jagd. Das Leben des deutschen Volkes ist zu allen Zeiten aufs innigste mit dem Walde verbunden gewesen.

 Nur sah der Wald in alter Zeit und noch lange fort ganz anders aus als heutzutage, wie schon im ersten Kapitel dieses Buches hervorgehoben