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Ottschen Hause am Eingang des Dorfes hatte. Nach ihm heißt heute noch der von dort zum Walde führende Weg der „Wildmeisterweg“. Der Bezirk dieses Wildmeisters erstreckte sich von der Rezat nordwärts über Herpersdorf, Wicklesgreuth, Vestenberg, Külbingen, Katterbach und Obereichenbach. Er hatte mit seinen Jägern besonders aus Wilddieberei zu achten, die zwar äußerst streng, oft grausam bestraft wurde, aber doch immer wieder vorkam. Ein zweiter markgräflicher Wildmeister hatte seinen Wohnsitz in Petersaurach. Die nürnbergische Herrschaft in Lichtenau unterhielt einen Förster mit einem Gehilfen.


4. Hirten, Handwerker, Arbeiter, Gewerbetreibende

 Nicht alle Söhne aus den Höfen und Gütern der Bauern konnten sich wieder auf dem Lande in dem ererbten landwirtschaftlichen Berufe ansässig machen. Der vorhandene Boden reichte dazu nicht aus. Wohl half man sich in der Anfangszeit durch Teilung der Höfe und Güter; aber auf die Dauer ging das nicht an. Einen Teil der überschüssigen Bevölkerung nahmen die aufkommenden Städte dem Lande ab. Aber viele zogen es vor, auf dem Lande zu bleiben und sich da auf diese oder jene Weise zu ernähren. Es bildeten sich Gewerbe und Handwerke aus, die den Bauern an die Hand gehen und so die Grundlage zu einer gesicherten Lebenshaltung bilden konnten. Andere lebten einfach als Arbeiter und Taglöhner auf einem Dorfe und wußten sich bald da bald dort nützlich zu machen. Voraussetzung war meist der Bau oder Erwerb eines eigenen, wenn auch noch so kleinen Häuschens; doch gab es mit der Zeit nicht wenige, die als „Inwohner“ in einem gerade leerstehenden Hofhause oder sonstwo sich einmieteten. Für manche, wie für die Hirten, war durch eine eigene Dienstwohnung gesorgt. Mit der Zeit vermochten es diese, zunächst außerhalb der Bauernschaft stehenden Leute, sich emporzuarbeiten, etwas Vieh zu halten, einige Grundstücke zu erwerben und damit an der Landwirtschaft teilzunehmen. Der doppelte Beruf bot ihnen dann eine um so sicherere Lebensstellung.

 Der Hirtenberuf ist wohl schon sehr früh entstanden. Es lag ja nahe, in einem Dorfe das Hüten des Viehes auf der Weide einer dazu aufgestellten, erfahrenen Persönlichkeit zu übertragen und diese dafür entsprechend zu entlohnen. Darum treffen wir von alters her fast in jedem Dorfe ein Hirtenhaus, das der Gemeinde gehörte, das aber dem jeweiligen Hirten samt seiner Familie zur Verfügung stand. Der Hirte wurde alljährlich im Spätherbst oder um Weihnachten „gedingt“, ähnlich wie die Dienstboten. Oft konnte er dabei lange in einem Dorfe bleiben, nicht selten mußte er aber von Ort zu Ort wandern