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dazu unterhalb Ratzenwinden zwei Mühlwerke eingerichtet, die untere Walk 1719 und die obere Walk, diese zuerst 1715 als gewöhnliche Mühle, dann 1746 als Walk.

 Eine Verdienstmöglichkeit boten ehedem auch die beiden Kalkbrennereien im Pfarrbezirk. Kalksteine kommen in unserer Gegend nur sehr spärlich vor, wie schon im Anfang dieses Buches betont wurde; lediglich eine schmale Steinschicht, die da und dort zutage tritt, liefert eine gewisse Ausbeute. Eine solche Schicht fand man an dem Wege von Sachsen nach Alberndorf rechts am Hang, und eine andere zwischen Rutzendorf und Lichtenau, ebenfalls am unteren Berghang. Dort wurden die Kalksteine ausgegraben und auf besonderen Öfen zu dem für Bauzwecke so notwendigen Kalk gebrannt. Der eine Ofen bei Alberndorf wurde wohl von der markgräflichen Herrschaft unterhalten, die zwei Öfen bei Rutzendorf unterstanden der Lichtenauer Herrschaft. Der so gewonnene Kalk genügte für die nächste Umgebung. Seit es möglich wurde, den Kalk auf billigem Wege von weiterher zu beziehen, verloren die genannten Brennereien ihre Bedeutung und gingen ein.

 Dauernden Verdienst gaben bis in die Gegenwart herein zwei wichtige Steinbrüche, ein weit ausgedehnter, seit ältester Zeit betriebener Bruch bei Lichtenau, zum Teil noch auf Volkersdorfer Flur, und ein kleinerer Bruch zwischen Milmersdorf und Herpersdorf. Beide liefern einen wertvollen Sandstein, der weithin zu festen Bauten Verwendung fand und noch findet. Vermutlich ist auch die Kirche von Sachsen mit solchen Steinen gebaut worden. Auch nach Ansbach wurde viel Material gefahren, und sogar zum Bau des großen Bahnhofes in Stuttgart wurden Steine aus diesen Brüchen verwendet.

 Auch eine Ziegelei gehörte früher zur Pfarrei. Sie wurde 1590 vom Pflegamt Lichtenau in Herpersdorf errichtet. Zu Beifuhren von Lehm verpflichteten sich die Bauern von Milmersdorf und Herpersdorf, und zwar als Gegenleistung dafür, daß sie noch weiter ihre Rosse im Espan (Herrenholz) hüten durften, als ihnen dies wegen vorgekommener Holzfrevel verboten werden sollte. Zum Betrieb des Brennofens waren 60 Klafter Holz aus dem Herrenholz angewiesen. Nach dem Dreißigjährigen Kriege saß auf der Ziegelei die Familie Kittel, die 1652 den Betrieb käuflich erwarb. Später lohnte sich die Ziegelei nicht mehr und ging ein. Sie konnte sich nicht halten gegen die großen, neuzeitlich eingerichteten Betriebe in Lichtenau und bei Eyb. Im letzteren finden aber auch heute noch verschiedene Arbeiter aus der Pfarrei lohnende Beschäftigung.