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Gastwirtschaft anzusehen, bei der nicht nur die Wege zusammentreffen, sondern auch eine gewisse Abrundung der Hofrait zu erkennen ist. Die alte Brauerei- und Schankgerechtigkeit deutet in dieselbe Richtung. Wichtig war für den Ort die spätere Anlage zweier Mühlen an der Rezat und am Bach. Sonst entstanden meist kleinere Niederlassungen. Am Ausgang des Mittelalters treten im ganzen acht Anwesen hervor, wozu noch die im Flurbezirk gelegene Büchenmühle zu zählen ist.

 Die erste Nachricht über Steinbach lesen wir 1323 in dem schon bei Hirschbronn angeführten Ledigungsbrief des Königs Ludwig für die Heideckschen Eheleute. 1403 verkaufte Friedrich von Heideck verschiedene Güter und Gülten zu Steinbach an das Gumbertusstift zu Ansbach. 1420 verkauften Heinrich und Adelheid Backofen von Oberrammersdorf an Friedrich im Steinhaus eine Wiese bei der Egerlach zu Steinbach, 1424 Kunz Bühler zu Steinbach an das Gumbertusstift verschiedene Grundstücke oberhalb der Büchenmühle und auf dem „Obenberg“, 1433 derselbe an das Stift Abgaben, die auf der „Oberhagwiese zwischen Dornespan und Alberndorf“ ruhten. In dem bereits bei Volkersdorf und Alberndorf vermerkten Vermächtnis des Herrn Friedrich im Steinhaus 1421 sind auch zwei Güter in Steinbach vorgetragen. 1451 kaufte das Stift zu Ansbach verschiedene Grundstücke in Steinbach und an anderen Orten von der Kirche zu Sachsen. Für die neuere Zeit siehe S. 318.


Ratzenwinden

 Wie bereits dargelegt wurde, stellt dieser Ort eine Zwangssiedlung von Wenden aus der Bamberger Gegend dar. Sie standen unter einem deutschen Herrn, namens „Ratz“ oder ursprünglich „Razo“ (abgekürzte Namensform aus „Radulf“, „Radbert“, „Radbod“ oder ähnlich), wonach die Niederlassung dann den Namen erhielt: „Zu den Wenden des Razo“ = „zu den Razenwenden“ = Ratzenwinden. Es war selbstverständlich Ein großer Hof, der dort mit Hilfe der wendischen Familien bewirtschaftet wurde. Dieser Hof stand jedenfalls dort, wo heute der Appoldsche Hof steht (Hs.-Nr. 9), wobei wir noch den Schwabschen Hof als zugehörig dazu nehmen müssen (Nr. 8). Hier sehen wir eine wohlabgerundete Hofrait mit großen umliegenden Grundstücken; hier treffen sich alle Feldwege, hier fließt auch im Hof eine stattliche Quelle. Auch in der übrigen Feldflur gehören die größten, zusammenhängenden Landstücke diesen beiden Höfen. Die Wenden werden sich vermutlich da niedergelassen haben, wo jetzt die anderen Dorfhäuser stehen. Es waren Unfreie, Leibeigene, die nicht selbständig über sich verfügen konnten, sondern ihr Leben lang als Knechte und Mägde zu dienen hatten. Selbstverständlich ist von diesen