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Seuche“, 1562 von der „Pest“, 1575 von „eingerissenen Seuchen und Krankheiten“. Und so ging es fort durch die Jahrhunderte, besonders in Kriegszeiten, wie im Dreißigjährigen Kriege, wo in Lichtenau 1635 sogar ein Fall von „Aussatz“ festgestellt wurde. Oft wurden behördliche Anordnungen erlassen, um das Eindringen von solchen Seuchen – meist vom Osten her über Böhmen und Österreich – zu verhindern; es wurde vor reisenden Bettlern, vor Juden und anderen gewarnt. Schon längere Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege tauchte die „abscheuliche Krankheit der Franzosen“ auf, eine außerordentlich böse und ansteckende Geschlechtskrankheit, gegen die der Pfleger in Lichtenau von der Stadt Nürnberg ausdrücklich einen verständigen Arzt anforderte, um die Krankheit zu bekämpfen. Über alle diese Seuchen Herr zu werden, ist erst in neuerer Zeit gelungen. Teils durch strenge Grenzkontrolle und Absperrmaßnahmen, teils durch Impfungen und sachgemäße ärztliche Behandlung ist allmählich der Zustand eingetreten, wie wir ihn heute kennen, wo die Worte „Pest“ und „Seuche“ nur noch vom Hörensagen bekannt sind. Die Schutzpockenimpfung, durch die bis heute die schlimme Blatternkrankheit siegreich bekämpft wird, ist um das Jahr 1800 eingeführt worden.

 Weit verbreitet und viel gebraucht waren ehedem die Badestuben. Schon 1407 werden sie in Sachsen und Immeldorf erwähnt, auch Lichtenau besaß eine solche. Von Brodswinden wurde 1467 sogar als von einem „Wildbad“ geredet. Es war wohl überall so, wie es uns um 1550 aus Lichtenau berichtet wird, daß der „Bader“ jeden Samstag ein warmes Bad zu richten hatte. Jede Person, die baden wollte, hatte dafür 1 Pfennig (damals = 15 heutige Pfennig) zu entrichten, Kinder unter 10 Jahren waren frei. Das Holz zum Heizen des Bades mußte der Bader selbst stellen, soweit nicht die Herrschaft in Lichtenau einiges dazu leistete. Diese an sich sehr erfreuliche Neigung zum Baden war aber durchaus nicht immer gesundheitsfördernd; denn das gleiche Bad wurde stets von vielen Personen miteinander und nacheinander benützt, so daß von Reinlichkeit bald nicht mehr viel zu merken war. Und überdies verbreiteten sich dadurch leicht ansteckende Krankheiten, wie es z. B. von der oben angeführten Franzosenkrankheit ausdrücklich bezeugt wird. Mit der Zeit gingen auch diese Badstuben wieder ein.

 Dagegen blieben die Bader weiter bestehen. Nur daß sie sich fortan in anderer Weise mit der Körperpflege beschäftigten. Sie übernahmen das Rasieren oder, wie man früher sagte, das „Balbieren“; sie konnten zu Ader lassen („schröpfen“), Wunden verbinden, allerlei Salben bereiten und dergleichen. Allmählich versuchten sie auch innere Krankheiten zu heilen, was ihnen aber durch die markgräfliche Baderordnung von 1655 untersagt wurde. Nach dieser Ordnung