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Haus und Hof nach Möglichkeit an die Hand. Das Hofhaus führte auch den Namen „Korb“.

 Eine schöne Sitte war es einst, daß man einzelne Bäume teils mitten in der Flur, teils an bestimmten Grenzen stehen ließ als Merk- und Wahrzeichen für die Gemeinde. So stand einst im Talgründlein an der von Neukirchen nach Sachsen führenden Straße ein mächtiger Eichbaum, der für die Fraischgrenze des Bezirks Lichtenau bedeutungsvoll war, aber später von gewinnsüchtiger Hand niedergeschlagen wurde. Auch östlich von Neukirchen stand zwischen den Feldern, da wo heute noch der Fraischstein steht, einst ein großer Birnbaum, der ebenfalls für die Fraischgrenze richtunggebend war. Ferner war am Kirchenweg von Külbingen nach Sachsen beim Eintritt in den Wald eine hohe Fichte zu sehen, die sogenannte „Kirchfichte“. Auch bei Oberrammersdorf stand südlich vom Dorfe auf dem „Schelmwasen“ ein alter Birnbaum, an dem die Fraischgrenze vorüberführte. Und so gab es sicher noch manchen Merkbaum da und dort im Pfarrbezirk.

 Auch an der Kirche zu Sachsen, besonders in der Nähe der Sakristei, kann man, wie so vielfach an kirchlichen und weltlichen Sandsteinbauten, länglich ausgeschliffene Rillen sehen, die der Volksmund gern als Teufelskrallen bezeichnet. Man hat diese oft mit alten kirchlichen Gebräuchen in Verbindung zu bringen gesucht, ohne aber hierfür einen urkundlichen Nachweis finden zu können. Die Vermutung liegt nahe, daß ihre Entstehung auf einen rein weltlichen und vielleicht rein praktischen Brauch zurückgeht, wie z. B. die notwendige Schärfung der früher für Sicheln und Sensen gebrauchten Wetzsteine beim Beginn der Ernte. Daß dabei am liebsten die harten Steine an Gotteshäusern benützt wurden, mag mit gewissen abergläubischen Vorstellungen zusammenhängen.


3. Alte Sagen

 Es ist nicht viel, was an alten Sagen im Gebiete der Pfarrei Sachsen überliefert ist. Zunächst sind es einige Geister- und Gespenstergeschichten. So soll es an gewissen Orten nachts nicht geheuer sein, weil es dort „umgeht“, wie an dem Fraischstein zwischen Zandt und Großbreitenbronn oder auch im Rosenbergwald bei Zandt. Im Gründlein zwischen Zandt und Oberrammersdorf soll beim steinernen Steg des Nachts öfters eine weiße Geiß gesehen worden sein. Auf dem Strüthof ist vordem in der heiligen Weihnacht um 12 Uhr das wilde Heer durch das Haus und den Hof gezogen. Oft sei es auch vorgekommen, daß in der Nacht sich eine Drud auf die Brust des Schlafenden setzte und ihn drückte. Alle solche und ähnliche Geschichten