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die französischen Heere 1796 den Rhein überschritten, erschienen auch zahlreiche deutsche Flüchtlinge aus der Gegend am Rhein, im ganzen über 2000. Da Ansbach als preußisches Gebiet damals im Frieden mit Frankreich lebte, konnten die Flüchtlinge bei uns sicher sein. Dagegen mußte Nürnberg sowie das übrige deutsche Land die Schrecken des Krieges durchkosten. Auch in das Gebiet um Lichtenau drang am 25. August 1796 eine Abteilung französischer Reiter in der Stärke von 25 Mann ein und begehrte Quartier. Aber Lichtenau verschloß seine Tore. Nach einiger Zeit hörte man ein „fürchterliches Klagegeschrei“ aus Sachsen, Volkersdorf und Rutzendorf, vernahm auch Flintenschüsse. Aber die Leute in den Dörfern wehrten sich mit Dreschflegeln, Heu- und Mistgabeln und anderem, und verjagten die Franzosen. So eilig ritten diese nach Ansbach davon, daß sie in Sachsen, wo sie lagern wollten, sogar Karabiner und Futtersäcke liegen ließen, die sie allerdings am andern Tage wieder holten.

 Das Jahr 1800 brachte für die Nürnberger Orte lange und starke Einquartierung, während die ehemals markgräflichen, jetzt preußischen Orte wegen der Neutralität Preußens verschont blieben. Umgekehrt hatten die letztgenannten Orte im Jahre 1805 und 1806 schwer unter dem Durchzug und unter der Besetzung der Franzosen zu leiden. Hierüber ist schon auf S. 136 näher berichtet worden.


3. Die Kämpfe zur Befreiung und Einigung Deutschlands

 Im Jahre 1806 legte Kaiser Franz II. die deutsche Kaiserkrone nieder und behielt nur noch den Titel eines Kaisers von Österreich. Das alte Deutsche Reich, das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“, wie sein voller Name lautete, nahm damit ein Ende. Es gab fortan nur noch eine bunte Reihe von einzelnen deutschen Staaten und freien Reichsstädten. Der größte Staat war Preußen, das unter Friedrich dem Großen (1740–1786) mächtig emporgestiegen war. Die übrigen deutschen Gebiete standen teils unmittelbar unter Napoleons Herrschaft, teils hatten sie sich unter seinem Protektorat zu einem Rheinbund zusammenschließen müssen. Daß aber Deutschland nicht völlig auseinanderfiel, sondern daß der Gedanke der Zusammengehörigkeit weiterlebte und mit der Zeit immer mehr erstarkte, war ungewollt das Verdienst des französischen Kaisers. Denn der ungeheure Druck, den dieser Gewaltmensch auf das deutsche Volk ausübte, die Knechtschaft, unter der er ganz Deutschland seufzen ließ, bewirkte mehr als alles andere, daß sich die durch so viele Landesgrenzen getrennten Deutschen wieder als Glieder eines großen Volkes,