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entstand, an die mächtige Lorenzerkirche in Nürnberg und ähnliche. Man nannte diese Bauweise den „gotischen“ Baustil. Da regte sich auch für Sachsen der Wunsch, wenigstens einen solchen Chor zu bauen an Stelle der allzu kleinen und dürftigen Apsis. Wir werden kaum irre gehen, wenn wir den damaligen Landesherrn, Gottfried von Heideck, der im Schlosse zu Lichtenau wohnte, als den Träger dieses Gedankens und den starken Förderer des Baues ansehen. Die Anbringung seines Wappens an dem neuen Chor und darauf ein Ritterstandbild, das ihn jedenfalls selbst darstellte, ist der Beweis dafür; ebenso die Anbringung des Heideckschen Wappens am Chorgewölbe im Innern der Kirche.

 Über die Gestalt dieses gotischen Chores können wir uns leicht eine Vorstellung machen, da ja der östliche Teil desselben noch steht. Allerdings sind seine Fenster mit ihren hohen Spitzbogen jetzt zum Teil zugemauert, auch hat man im Jahre 1804 unten breite viereckige Fenster in die Wände eingebrochen. Vor allem aber müssen wir berücksichtigen, daß der Chor früher doppelt so lang war als jetzt (etwa 10 m), da die rückwärtige Hälfte gegen das Schiff der Kirche zu erst 1804 abgebrochen und der Hauptbau der Kirche um ebensoviel verlängert wurde (rund 5 m). Die Zeichnung auf Tafel Nr. V im Anhang gibt ein Bild des damaligen Choranbaues. Wohl zur gleichen Zeit wurde am Langhaus der Kirche auf der Nord- und Südseite dicht beim Chor je ein gotisches Fenster eingesetzt, wie auf der Nordseite ein solches noch deutlich zu erkennen ist.

 Die Zeit der Erbauung des Chores ist uns genau bekannt. Im ältesten Salbuch der Pfarrei lesen wir: „Im Jahr des Herrn 1323 am Sonntag nach Martini wurde die umgestaltete Kirche und der Kirchhof eingeweiht von dem Bischof von Macri, namens Hartung, vom Orden des hl. Johannes, unter dem Bischof von Würzburg, dem Herrn Gottfried von Hohenlohe; Ortspfarrer aber war Hermann Schürstab von Nürnberg.“ Aus dieser Aufzeichnung ergibt sich, daß damals die Kirche ganz umgestaltet wurde, was offenbar durch den Neubau des Chores geschah, da andere Veränderungen am Kirchengebäude in jener Zeit nicht vorgenommen worden waren. Die Einweihung nahm aber der Bischof von Würzburg nicht selbst vor, sondern der Bischof von Macri, einem Ort in Thrazien, das damals von den Türken besetzt war, so daß der Bischof dort sein Amt nicht versehen konnte. Darum hatte er sich nach Würzburg begeben und dem dortigen Bischof unterstellt, und nahm nun im Jahre 1323 im Namen und Auftrag des zuständigen Bischofs von Würzburg die Weihe der Sachsener Kirche vor. Daneben gehörte dieser Weihbischof auch dem Johanniterorden an, einem geistlichen Ritterorden ähnlich wie der Deutschherrenorden (siehe S. 40).