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c) Der große Brand von 1449/50.

 Ein böses Geschick traf Kirche und Turm im Jahre 1449 oder 1450, als der Markgraf Albrecht Achilles mit den Nürnbergern und den Bischöfen von Bamberg und Würzburg Krieg führte, wie schon im 11. Abschnitt beim „Pfarrhof“ berichtet wurde. Nicht nur das Pfarrhaus brannte damals nieder, sondern auch die Kirche und der Turm. In einer Urkunde von 1451 klagen die Gotteshauspfleger, daß die Kirche „zugrunde verbrannt, Glocken, Horlei (Uhrwerk) und aller anderen Gezierden, damit es löblich bekleidet gewesen, beraubt und ganz entblößt worden“ sei. Ebenso sei das Pfarrvolk und die „Umsassen mit den Kriegen verwüstet“ worden. Der Turm hatte hierbei so schwer gelitten, daß er ganz abgetragen und neu aufgeführt werden mußte. Damals wurde er offenbar ein gutes Stück nach Süden zu gerückt, so daß er jetzt nicht mehr in der Mitte steht, sondern mit seiner Südseite in einer Linie mit der Südfront der Kirche liegt. Von der abgebrochenen Nordwand hat man die Anschlußsteine an dem Westgiebel der Kirche bis heute stehen lassen, zwar keine Zierde für die Kirche, aber ein wichtiges geschichtliches Zeugnis. Die Spuren des damaligen Brandes sind übrigens noch an der Innenwand des Nordgiebels auf dem Kirchenboden zu erkennen. Der Turm erhielt nun 8,50 m im Geviert und in seiner massiven Steinbau-Höhe rund 33 m. Das Dach war vermutlich ähnlich wie beim ersten Turm (siehe Tafel Nr. V im Anhang).

 Um Kirche und Turm wieder aufbauen zu können, mußte damals der größte Teil des umfangreichen Kirchengutes veräußert werden. Zwei Urkunden vom 28. Mai 1451 und vom 10. März 1454 geben uns darüber genauen Aufschluß, wie im nachfolgenden Abschnitt vom „alten Kirchengut“ gezeigt werden wird. Willige Käufer waren die beiden Stiftungen, deren Aufgabe es eigentlich gewesen wäre, selbst Hilfe zu leisten: Das Gumbertusstift in Ansbach und das Reiche Almosen in Nürnberg. Die Pfarrgemeinde konnte nichts zum Bau beisteuern, weil sie selber durch Brand und Plünderung ganz „verderbt“ war; ebensowenig war der sonst gern beschrittene Weg einer Hauskollekte bei den „Umsassen“ gangbar, da alle umliegenden Orte auch durch den Krieg „verwüstet“ worden waren. Die Wiederherstellungsarbeiten haben sichtlich mehrere Jahre gedauert. Ein Stein an der Südseite des Turmes trägt die Inschrift: „Da man zählt nach Christi Geburt 1461 Jahr.“ Es ist nicht ersichtlich, ob dieses Jahr das Ende des Turmbaues angeben soll, oder ob in diesem Jahre erst das Fundament mit dem untersten Stockwerk fertiggestellt wurde. Man pflegte in alter Zeit bei dem Mangel an