Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/97

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

2. Die Reformation in Franken

 Als Luther seine Stimme im deutschen Land erhob, fand er ein lebhaftes Echo auch im Frankenlande. In Nürnberg trat sein Freund Wenzeslaus Link, der Prediger im dortigen Augustinerkloster, lebhaft für seine Lehre ein; ebenso der bekannte Stadtschreiber (erste Stadtbeamte) Lazarus Spengler, der nachmalige Dichter des Liedes Nr. 224 in unserem Gesangbuch. Hans Sachs, der vielgerühmte Dichter, stimmte sein Jubellied von der „Wittenbergischen Nachtigall“ an; der als Pfarrer an die Lorenzerkirche berufene Andreas Osiander, ein Schmiedssohn aus Gunzenhausen, predigte gewaltig und eindringlich von der neuen und doch in Wahrheit alten evangelischen Botschaft. Die ganze Stadt war bald für die Reformation gewonnen. Der „Rat der Stadt“ konnte zwar seine politischen Bedenken nicht zurückhalten und schwankte längere Zeit hin und her, aber schließlich mußte er dem Drängen der Bürger nachgeben. Ein von ihm im Rathaussaal veranstaltetes Religionsgespräch zwischen den lutherisch gesinnten Pfarrern der Stadt und den noch am Alten hangenden Klosterherren endete mit einem vollen Sieg des Evangeliums. Es war am 3. März 1525. Damit war die Reformation in Nürnberg entschieden.

 Im Markgrafentum Ansbach regierten damals die beiden Brüder Kasimir und Georg. Ersterer war durchaus Staatsmann, weltlich und politisch gerichtet, und hatte für den neuen Geist, der aus der reformatorischen Bewegung sprach, nicht viel übrig; doch verhielt er sich nicht ablehnend. Anders sein Bruder Georg, der später den Beinamen „der Fromme“ erhielt; er war innerlich aufgeschlossen für das Evangelium und wurde bald ein freudiger Anhänger Luthers. Ganz in seinem Sinne betätigte sich der markgräfliche Kanzler Georg Vogler. Die Bürgerschaft Ansbachs las sehr eifrig Luthers Schriften und auch der Adel des Landes stellte sich evangelisch ein. Der starken evangelischen Bewegung konnte sich auch der Markgraf Kasimir nicht länger entziehen, zumal nach den Erfahrungen des Bauernkrieges. Er berief darum seinen ganz evangelisch gesinnten Hofprediger Johannes Rurer zum Stadtpfarrer von Ansbach, entgegen dem Willen des Gumbertusstiftes, dessen Chorherren noch sehr am alten Kirchenwesen hingen. Am Palmsonntag (9. April) 1525 hielt Rurer den ersten evangelischen Gottesdienst in der Pfarrkirche (St. Johannis) und führte damit die Reformation in der Stadt ein. Aber auch für das übrige Land gestattete ein gemeinsamer Erlaß der beiden Markgrafen am 24. August 1525 die Annahme frommer, gelehrter, christlicher Prediger, denen ein „kurzer Unterricht“ an die Hand gegeben werden sollte, damit sie wüßten,