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Eichstätt zu belassen. Diese teils politische, teils kirchliche Grenzscheide macht manche Verhältnisse klar, die sonst unverständlich bleiben, so die Verhältnisse um Windsbach und talabwärts, die Verhältnisse um Petersaurach und Großhaslach. Auch der Blick in den mittleren und unteren Aurachgrund wird dadurch gehemmt, wenn auch die Siedlungsverhältnisse dort im großen und ganzen die gleichen waren wie die im Rezatgrund. Dagegen kann ohne weiteres Bedenken in das Biberttal hinübergegriffen werden, da das dortige Landschaftsbild und seine geschichtlichen Zusammenhänge nicht anders gestaltet sind wie im mittleren Rezatgrund, und der Einfluss des letzteren ohnehin tief in das Einzugsgebiet der Bibert bis nahe an den Fluß hinreichte.


Fernbehandlung Melanchthons durch einen Nürnberger Arzt.
Von Otto Clemen, Zwickau i. Sa.

 Während Friedrich Küchenmeister 1881 „Luthers Krankheitsgeschichte“ und Wilhelm Ebstein 1908 „Luthers Krankheiten und deren Einfluß auf seinen körperlichen und geistigen Zustand“ behandelt und jüngst Dr. med. Paul J. Reiter (Martin Luthers Umwelt, Charakter und Psychose, I. die Umwelt, Kopenhagen 1937, II. Luthers Persönlichkeit, Seelenleben und Krankheiten, 1941) „durch eine psychiatrisch-pathologische Schilderung neues Licht auf die mächtige Persönlichkeit Luthers zu werfen“ versucht hat, sind Melanchthons Krankheiten und der Zusammenhang zwischen seinem leiblichen Befinden und seiner geistig-seelischen Haltung noch nicht erforscht worden. Wir kannten die Krankheit seiner „letzten Lebenstage“ (vgl. Nik. Müller, Philipp Melanchthons letzte Lebenstage, Heimgang und Bestattung 1913), waren unterrichtet über die durch das „Ärgernis“ der Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen verursachte Erkrankung Melanchthons in Weimar im Juni 1540, wußten, dass er 1544 über sein Steinleiden klagte (CR 5, 434, 440) und daß er in früheren Jahren, 1525 und 1530, an Schlaflosigkeit litt (CR 1, 729. 2, 280), aber an einer erschöpfenden Erfassung des Stoffes und einer Gesamtschau fehlt es. Noch viel bedauerlicher ist es, daß Karl Hartfelder in seinem ausgezeichneten Buche „Philipp Melanchthon als Praeceptor Germaniae“ S. 286 ff. die Leistungen desselben als Gelehrter auf den Gebieten der Philosophie, Philologie, Geschichte, Geographie, Mathematik würdigt, aber von seinen Verdiensten um den Aufschwung der medizinischen Wissenschaft schweigt. Die schier einzigartige Vertrautheit Melanchthons mit Galen erhellt besonders aus seinem großartigen Werke De anima, auf das in dieser Zeitschrift schon deshalb einmal nachdrücklich hinzuweisen ist, weil die vier ersten Auflagen 1540 ff. dem Hieronymus Baumgartner, die nächsten durchgesehenen und verbesserten, acht an der Zahl, 1552 ff. dem Sohne desselben (vgl. über ihn A f Rg 13, 2952) gewidmet sind. Vgl. Joh. Rump, Melanchthons Psychologie (seine Schrift de anima) in ihrer Abhängigkeit von Aristoteles und Galenos dargestellt, Kiel 1896[1] Mit mehreren Ärzten war Melanchthon befreundet, beson-


  1. Nachträglich werde ich aufmerksam auf den Aufsatz von Viktor Fossel, Philipp Melanchthons Beziehungen zur Medizin, in: 20 Abhandlungen zur Geschichte der Medizin. Festschrift, Hermann Baas in Worms zum 70. Geburtstag gewidmet, 1908, S. 33–40. Auch Fossel handelt fast nur von Melanchthons De anima.