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und doch zu den beiden Gewässern der Rezat und des Eichenbaches nicht weit zu gehen hatte. Keinem Bauern aber wäre es je eingefallen, sich an dieser für die Anlage eines Hofes höchst ungünstigen Stelle niederzulassen.

 Gewiß können vorgeschichtliche Niederlassungen richtungweisend sein für eine geschichtliche Siedlung, aber nur dann, wenn schon in vorgeschichtlicher Zeit bäuerliche Betriebe dort gestanden sind. Wir dürfen da an alte Kulturlandschaften denken, wie an das Ries, das mittlere Altmühlgebiet, an den Aischgrund und an weite Teile von Unterfranken. Aber für unser Keuperland trifft das eben nicht zu. Darum können hier prähistorische Funde keinerlei Bedeutung für die in historischer Zeit erfolgte Besiedlung beanspruchen. Sie sind für das hohe Alter einer Ansiedlung nicht beweiskräftig, ebensowenig wie das Fehlen solcher Funde für jüngeres Alter. Letzteres hat Dr. Weigel übrigens selbst bei Kleinhaslach und Petersaurach als belanglos behandelt, während er es für den Bezirk um Sachsen als „kein günstiges Vorzeichen“ ansehen zu sollen glaubte.[1]

 Gleiches gilt von den vorgeschichtlichen Straßen oder Altwegen. Gewiß hat es solche gegeben, aber doch nur zwischen alten Kulturgebieten, wo ein gewisser Verkehr stattfand. Solche Altwege müssen sich dann auch durch Bodenfunde ausweisen, wie Waffen, Geräte, Gebrauchsgegenstände, Herdstellen und dergleichen. Hievon ist aber im Gebiet der mittleren Rezat bisher noch keine Spur gefunden worden. Weigel nimmt einen Nord-Südweg an, ausgehend von der Fliehburg auf dem Dillenberg bei Kadolzburg, über die Gegend von Dietenhofen und Warzfelden ziehend, bei Frankendorf das Zellbachtal überquerend, auf der Hochstraße zwischen Gebersdorf und Obereichenbach verlaufend, zwischen Eyb und Ansbach die Rezat überschreitend und zur Altmühlfurt bei Herrieden sich wendend. Auch wenn man den Dillenberg als altes Kulturzentrum annimmt, muß man doch fragen: Wohin sollen dann die prähistorischen Wanderer gezogen sein? Von Herrieden aus führt der gerade Weg nur in ein neues großes Waldgelände. Wollte man aber den Hesselberg und das Ries als Ziel nehmen, so geht der Weg weiter östlich viel näher und zugleich viel bequemer, da weniger Täler zu überqueren sind. Furten aber boten sich sowohl über die Rezat (Lichtenau, die Streitfurt zwischen Immeldorf und Schlauersbach, Windsbach usw.) als auch über die Altmühl (Grossenried–Ornbau, Gunzenhausen) in genügender Zahl dar. Die erwähnte „Hochstraße“ ist ein mittelalterlicher Verbindungsweg zwischen Ansbach und Kadolzburg, bezw. Fürth, und lief nicht über Frankendorf, sondern auf der abfallenden Höhe unmittelbar in den Haslachgrund. Von Frankendorf selbst wird später noch zu reden sein.

 Eine Ost–West-Fernstraße soll dann nach Weigel von der Rednitzfurt bei Stein ausgegangen sein, über Kleinhaslach und das Tal von Frankendorf, Weihenzell und Wernsbach zur Tauberfurt bei Rothenburg geführt haben. Aber ein Altweg durch das letztgenannte Tal war in vorgeschichtlicher Zeit und auch noch im Mittelalter eine Unmöglichkeit. Der schmale, von dem bald rechts bald links sich windenden Bache durchflossene, ehedem


  1. Weigel 16, 16.