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reichlich versumpfte Talboden schloss von selbst jeden Durchgang aus. Der nach Norden rasch aus dem Tal ansteigende Berg verhinderte ebenso ein Vorwärtskommen, wie das nach Süden sich zwar sanfter erhebende, aber von einer Reihe von Seitenbächlein und Quellen durchschnittene, nasse Gelände. Weigel muß selbst zugeben, daß die beiden Altstraßen im Mittelalter „nie von Bedeutung“ gewesen seien, dass der eigentliche Ost–West–Verkehr sich vielmehr über die Höhe nördlich von Dietenhofen vollzogen habe. Letzteres ist gewiß richtig; dort haben wir eine ehedem viel befahrene Hochstraße. Aber es war eine mittelalterliche Straße; ob sie auch schon in vorgeschichtlicher Zeit benützt wurde, müßte erst untersucht werden.

 Eben weil enge Täler unpassierbar waren, gingen die Altstraßen stets über die Berghöhen hinweg. Nur wo die Täler sich weiteten und an ihren Rändern genügend trockenen Raum ließen, konnten die Wege durch sie hindurchgehen. Aber auch aus der Feststellung einzelner Hochstraßen kann noch lange kein Rückschluß auf vorgeschichtliche Wege gezogen werden, da es im Mittelalter eine Menge solcher Wege gab. So führte z. B. von Ansbach–Eyb eine Hochstraße über Untereichenbach dicht an Neukirchen vorbei nach Heilsbronn und über Gottmansdorf weiter nach Nürnberg. Selbst zwischen so benachbarten Orten, wie Ansbach und Lichtenau lief die Straße bis in die neue Zeit herein nicht im Rezattal, sondern über Kaltengreuth, Hirschbronn und Sachsen. Zwischen Zandt und Großbreitenbronn trafen sich nicht weniger als 5 Höhenwege, die einst Ansbach, Lichtenau, Obereschenbach, Gunzenhausen und Herrieden miteinander verbanden.

 Nach all dem Gesagten muß für das mittlere Rezatgebiet die Vorgeschichte als Quelle für die Siedlungsgeschichte und weiterhin für die kirchliche Organisation notgedrungen ausscheiden.


2. Die geschichtliche Siedlung.

 Daß die kirchliche Organisation in unserem Gebiete aufs engste mit der Siedlungsgeschichte zusammenhängt, leuchtet ohne weiteres ein. Denn die Kolonisten, gleichviel ob sie aus Franken, Schwaben oder Bayern kamen, waren doch bereits christianisiert, mochte auch ihr Christentum noch so mangelhaft und mit heidnischen Elementen durchsetzt sein. Sie waren nicht mehr Objekte der Mission, es war vielmehr nur noch für ihre kirchliche Betreuung zu sorgen. Das war nach der Anschauung der damaligen Zeit eine selbstverständliche Pflicht. Wo sich immer in einem bestimmten Umkreis eine größere Anzahl von Siedlern niedergelassen hatte, wurde von den beteiligten Herrschaften Vorsorge getroffen, daß ein Gotteshaus erbaut und die Kirche mit einem Priester besetzt wurde.

 Die Frage ist nur, wo sich zuerst ein größerer Kreis von Siedlern bildete und wer der verantwortliche Träger der Siedlung war, und weiterhin wie und durch wen sich der Ausbau der Siedlung vollzog. In diesem Sinne ist deshalb die Siedlungsgeschichte zu erforschen, damit sie Aufschluss über die erste kirchliche Organisation geben kann.

 Dr. Weigel hält sich zur Beantwortung dieser Fragen ausschließlich an die Ortsnamen (neben der hier auszuschaltenden Vorgeschichte).