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außerordentlich kleine Flur, wenn man von den Berghängen und dem Walde auf der Höhe absieht. Der anbaufähige Boden ist nach drei Seiten hin durch die benachbarten Flurbezirke äußerst eingeengt, während nach der dritten Seite hin ein zur Kultur ungeeigneter Wald sich ausdehnt. Nimmt man dazu, daß die beiden ganz nahe gelegenen Orte Volkersdorf und Rutzendorf bis in die neue Zeit herein noch das Weiderecht auf den Abhängen der Sachsener Flur besaßen, so kommt man zu dem Schluß, daß die genannten Orte zur Niederlassung für die Sachsen nur einen ganz bescheidenen Flurteil ab zugeben in der Lage waren, offenbar aus dem naheliegenden Grunde, weil damals, also um das Jahr 800, die beiden Ortschaften schon soweit ausgebaut waren, daß sie ihr Gelände für die eigenen Höfe und deren Versorgung benötigten. Man wird freilich diesen Ausbau nicht so verstehen dürfen, daß die beiden Orte schon annähernd den heutigen Umfang erreicht hätten; der Ausbau wird kaum über 3–4 größere Höfe hinausgegangen sein, da die Berghänge und Höhen sichtlich erst später dienstbar gemacht wurden. Ähnlich werden sich die Verhältnisse im übrigen Rezatgrund gestaltet haben. Inwieweit um diese Zeit auch schon darüber hinaus in den Seitentälern und auf den Höhen einzelne Höfe entstanden sind, entzieht sich der Berechnung; groß kann ihre Zahl keinesfalls gewesen sein.

 Das erhellt aus zwei Urkunden jener Zeit[1]. Die eine vom Jahre 810 berichtet uns von einer Schenkung aus der oberen Biberttalgegend an das Salvatorkloster zu Spalt. Darin ist nur von einigen wenigen Hütten und von einer Mühle die Rede und darüber hinaus von einer Wüstenei (heremum), also von unkultiviertem Land. Wenn solches aber schon von der Gegend um den oberen Bibertgrund gesagt werden konnte, wie viel mehr mußte das gelten von der Gegend südwärts bis in die Nähe der Rezat. Die andere Urkunde ist wohl auf die Zeit um 820 zu datieren und enthält die Schenkung des ganzen Schwabachgrundes bis dicht vor den Ort Schwabach an das Kloster St. Emmeram in Regensburg. Sie liefert eine genaue Grenzbeschreibung des Gebietes, bringt aber fast keine Ortschaften und nur die Namen von zwei Siedlern, ein Beweis, wie schwach damals das Land erst angebaut war. Auch daß in der Urkunde von 810 der Name „Spalt“ nicht genannt ist, sondern nur von dem Salvatorkloster „an der Rezat“ geredet wird, gibt zu denken; die bürgerliche Niederlassung von Spalt bestand damals offenbar noch nicht. So werden wir auch durch die urkundliche Überlieferung aus der Zeit um 800 zu dem Schlusse gedrängt, daß damals im mittleren Rezatgebiet sich erst eine recht spärliche Bevölkerung niedergelassen hatte.

 Für die nachfolgende Zeit gibt uns die Tatsache der sog. Wendenansiedlungen einen Anhaltspunkt. König Konrad I. hatte i. J. 911 dem Bischof von Würzburg eine größere Schenkung für das Gumbertuskloster in Ansbach zugewendet, darunter auch einige von Wenden bewohnte Orte in der Bamberger Gegend. Von dort wurde dann, wie dies damals oft geschah, eine größere Zahl von Wendenfamilien verpflanzt, und zwar in die Ansbacher Gegend auf offensichtlich klösterlichen Grund und Boden unter


  1. Dinklage 199, 210.