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Pfarrhof. Ein größerer Komplex befand sich etwa eine halbe Stunde entfernt an der Dreiecksgrenze zwischen Volkersdorf, Milmersdorf und Herpersdorf, ein weiterer in gleicher Entfernung zwischen Herpersdorf und Lichtenau, ein dritter über Rutzendorf hinaus auf der Höhe gegen Ober-Prammersdorf, ein vierter kleinerer jenseits Lichtenau am Wege nach Immeldorf. Man sieht, wie der Grundbesitz der Pfarrei aus allen eingepfarrten Ortschaften zusammengetragen wurde, soweit diese nicht allzu entfernt lagen.

 Kirchenpatron in der Kirche zu Sachsen ist St. Alban. Er stimmt zu der Zeit der Pfarrgründung, da Karl d. Gr. ihm besondere Verehrung widmete und seine Gemahlin Fastrade in der St. Albanskirche bei Mainz beisetzen ließ[1]. Erst Im Spätmittelalter wurden ihm Maria und Stephanus beigegeben. Das Filial Immeldorf hatte den ritterlichen Georg als Patron; er ist erst nach dem Jahre 800 in Deutschland bekannt geworden. Die am Kirchturm eingehauene Zahl 1011 könnte sehr wohl das Baujahr der ersten Kirche in Immeldorf bezeichnen[2]. Die Kirche in Brodswinden war dem hl. Sixtus geweiht, der zu den späteren Heiligen zählt, wie denn auch die Kirche in Brodswinden erst in ziemlich später Zeit erbaut worden ist[3]. Gleiches gilt von Lichtenau mit der weiblichen Patronin St. Barbara[4]. Neukirchen ist wohl zuerst auf die beiden Apostel Simon und Judas geweiht worden, später aber treffen wir Peter und Paul[5]. Was diesen Wechsel im Patrocinium veranlaßt hat, ist nicht ersichtlich; vermutlich war es die Weihe einer neu erbauten Kirche, wenn nicht die alte Sitte, eine doppelte Kirchweihe zu feiern, hereinspielt. Die erste Erbauung einer Kirche (Kapelle) wird nicht allzu früh erfolgt sein.


3. Die Pfarrkirche zu Ansbach

 Eine Pfarrei Ansbach erscheint urkundlich zum erstenmal i. J. 1139, und zwar als „parochia, quae est Onoltesbach“. Sie war Eigenkirche des Würzburger Bischofs, der sie damals dem Chorherrnstift zu Ansbach schenkte, damit sie fortan von den dortigen Kanonikern versehen werde[6]. Schon daraus darf der Schluß gezogen werden, daß sie wahrscheinlich ihre Entstehung dem Bischof von Würzburg verdankt, vermutlich zu einer Zeit, als das Kloster nicht selbst tätig aufzutreten in der Lage war, also in der Zeit zwischen dem Verfall des Klosters und seiner Neubelebung als Chorherrenstift.

 Dr. Weigel möchte auch bei Ansbach, wie wir sahen, einen fränkischen Königshof und im Zusammenhang damit eine frühfränkische Fiskalpfarrei feststellen. Er spricht allerdings zunächst vorsichtig von einem „naheliegen“, aber dann von einem „durchaus annehmbar erscheinen“,


  1. Rusam 10.
  2. Rusam 16.
  3. Rusam 17.
  4. Rusam 15.
  5. Rusam 75.
  6. Bayer 38; Schöffel 136.