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in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts dort die ersten Höfe entstanden (etwa in Retzendorf, Elpersdorf und vielleicht auch in der Altsiedlung Windsbach) und daß der weitere Ausbau wegen des sandigen Geländes nur sehr langsam und spät vor sich ging. Zu einer kirchlichen Organisation bestand deshalb lange Zeit kein Anlaß. Einer solchen standen aber auch kirchliche Gründe im Wege. Denn kurz oberhalb Windsbach verlief die alte Bistumsgrenze zwischen Würzburg und Eichstätt; so dicht an der Grenze pflegte man aber keine Pfarrei zu gründen, solange nicht eine stattliche Bevölkerung in unmittelbarer Nähe zu versorgen war. Der Raum um Windsbach dürfte zunächst von dem Salvatorkloster in Spalt kirchlich bedient worden sein, bis etwa in Wassermungenau eine eigene gottesdienstliche Stätte geschaffen wurde. Windsbach aber wird aller Wahrscheinlichkeit nach erst mit der Gründung der Stadt – wohl im 12. Jahrhundert – seine selbständige Pfarrei erhalten haben. Die Möglichkeit, daß schon zuvor an der Stätte der jetzigen Pfarrkirche oder sonstwo eine Kapelle stand, kann und soll damit nicht bestritten werden; eine solche kann aber nicht sehr weit in die Vergangenheit zurückgereicht haben. Ob dabei St. Michael als Kirchenpatron eine Rolle spielte, läßt sich nicht erweisen, ist auch für die Feststellung des Alters belanglos, da das Patronat dieses Heiligen in jedem Jahrhundert erscheint, Umgekehrt spricht das Patrozinium der hl. Margareta in der Pfarrkirche zu Windsbach für die späte Errichtung dieses Baues. Wenn Weigel noch Bezug nimmt auf den Petersberg bei Windsbach und diesen als Zeugen für eine frühfränkische Fiskalkirche beziehen möchte, so ist darauf zu erwidern, daß Berge öfter so benannt wurden, auch wenn keine Kirche dort stand; für Windsbach ist aber dort weder eine Kirche noch eine Kapelle nachweisbar. Völlig abwegig ist endlich die Beziehung der Gottesruhkapelle in einem Seitental auf der anderen Seite der Rezat; sie wurde erst 1400 durch Hans von Hellberg erbaut, der eine Wallfahrt in das heilige Land gemacht hatte und die Entfernung des heiligen Grabes von der Schädelstätte als Maßstab nahm für die Entfernung der Gottesruhkapelle von Windsbach.[1] Das Kirchenpatronat dieser Kapelle – St. Stephan – kann um so weniger als alt bezeichnet werden, als der Stephanskult gerade um die Zeit von 1400 in der Gegend einen neuen Aufschwung erlebte (siehe Pfarrei Sachsen).

 Die Pfarrei Windsbach wurde reichlich ausgestattet[2]. Grundstücke waren es allerdings nicht sehr viele, was wichtig ist für die Frage nach dem Alter der Stelle. Dafür gab es umfangreiche Zehnte aus Windsbach, Elpersdorf, Untereschenbach, Wassermungenau, Winkelhaid und Rutzenhof. Doch war davon auch ein Frühmesser zu unterhalten.

 Zusammenfassend ist zu sagen, daß das kirchliche Gesicht von Windsbach talabwärts gewendet ist und nur von dort aus richtig verstanden werden kann. Es ist sowohl das Salvatorkloster in Spalt in seiner Verbindung mit Regensburg, wie das Bistum in Eichstätt und die bei der Stadtgründung beteiligte Herrschaft im Auge zu behalten.



  1. Schornbaum, Zeitschr. f. bayer. Kirchengesch. 4, 90.
  2. Derselbe 4, 94.