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für jene Zeit unbedingt erforderlichen, ausgedehnten Ökonomiebetrieb. Eine zweite Talausweitung sehen wir bei Alberndorf, wo die linke Seite ein zwar nicht sehr breites, aber um so längeres ebenes Gelände mit recht gutem Wies- und Ackerboden hervortreten läßt. Ein größerer Talkessel mit leicht welligem Gelände tut sich um Volkersdorf und Rutzendorf, hinüberreichend bis nach Herpersdorf auf. Auch er zeigt gutes Baugelände. Unterhalb Lichtenau erkennen wir wieder breiteres Acker- und Wiesenland, auf der linken Seite um Malmersdorf und Immeldorf, auf der rechten Seite um Waltendorf und um das mit seinen Gebäuden in einem auslaufenden Seitental etwas versteckten Rückersdorf. Schon bei Immeldorf fängt das Gelände wieder steiler zu steigen an, um erst bei Windsbach noch eine bescheidene Ausbuchtung zutage treten zu lassen mit den am Rande liegenden Orten Retzendorf und Elpersdorf. Hier also im Rezatgrund bei den angeführten Orten haben wir die ersten Ansiedlungen zu suchen, da hier allein das relativ beste und günstigste Siedlungsgelände gegeben war. Nirgends sonst in weiterem Umkreis treffen wir ein für die damaligen Verhältnisse gleich gutes und geeignetes Land; überall stoßen wir vielmehr auf mehr oder minder schwere Mängel, die eine Niederlassung in der Erstzeit hinderten oder doch nicht ratsam erscheinen ließen. Erst später mußte man sich notgedrungen auch mit geringwertigerem Gelände begnügen.


3. Der Ausbau

 Er vollzog sich in doppelter Weise. Einmal wurden die Urhöfe geteilt oder es wurden neue Höfe neben dem alten durch Neurodung geschaffen, beides wohl in der Regel für Familienangehörige oder nahe Verwandte. Sodann wurden in den Seitentälern der Rezat und darüber hinaus, sowie auf den Höhen weitere Höfe angelegt und diese ähnlich wie die ersten Höfe nach und nach zu Ortschaften ausgebaut. Die zeitliche Folge dieser neuen Ausbauorte läßt sich im allgemeinen dahin bestimmen, daß die Siedlung um so später erfolgte, je ungünstiger das Gelände war. Denn selbstverständlich haben auch die späteren Kolonisten sich jeweils das relativ beste Land aus dem noch zur Verfügung stehenden ausgesucht, oder es haben schon die Grundherren nach diesen Richtlinien das Land den Siedlern zugewiesen, vielleicht auch selbst zur Urbarmachung mitgeholfen. Nur schrittweise kann sich dieser Ausbau auf dem so ungünstigen Gelände vollzogen haben, und je weiter es hinausging auf die nassen Böden, auf die steilen Gehänge, auf lehmige oder sandige Felder, um so mehr wird sich der Ausbau verlangsamt haben. Man kann unter diesem Gesichtspunkt etwa 3 Gruppen von Siedlungen unterscheiden:

 a) Orte, die nicht allzu große Abweichungen von den oben aufgezeigten Siedlungsanforderungen aufweisen;

 b) Orte, deren Lage und deren Flur schon mit wesentlichen Mängeln behaftet sind oder nach Lage der Verhältnisse ehedem behaftet waren, ehe die fortschreitende Kultivierung des Bodens einigermaßen Abhilfe schuf;

 c) Orte, die ganz ungünstig liegen und darum erst zuletzt entstanden sind.

 In die erste Gruppe werden wir diejenigen Niederlassungen einzureihen haben, die zwar guten Acker- und Wiesboden besitzen, aber nicht mehr