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LOBGESANG

Du bist mein herr! wenn du auf meinem weg ·
Viel-wechselnder gestalt doch gleich erkennbar
Und schön · erscheinst beug ich vor dir den nacken.
Du trägst nicht waffe mehr noch kleid noch fittich

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Nur Einen schmuck: ums haar den dichten kranz.

Du rührest an – ein duftiger taumeltrank
Befängt den sinn der deinen odem spürt
Und jede fiber zuckt von deinem schlag.
Der früher nur den Sänftiger dich hiess

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Gedachte nicht dass deine rosige ferse

Dein schlanker finger so zermalmen könne.
Ich werfe duldend meinen leib zurück
Auch wenn du kommst mit deiner schar von tieren
Die mit den scharfen klauen mäler brennen

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Mit ihren hauern wunden reissen · seufzer

Erpressend und unnennbares gestöhn.
Wie dir entströmt geruch von weicher frucht

Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der siebente Ring. Blätter für die Kunst, Berlin 1907, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Der_siebente_Ring.pdf/92&oldid=- (Version vom 1.8.2018)