Seite:George Sand Indiana.djvu/18

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Schönheit der jungen Kreolin hatte in der Umgegend Aufsehen gemacht. Mehr als ein hübscher Offizier von den in Melun liegenden Lanciers hatte sich um sie bemüht, aber nur Herr von Ramière hatte Erhörung gefunden.

Der Oberst Delmare trug so wenig Verlangen, in das Liebesgeheimnis tiefer einzudringen, daß er sich zurückzog, sobald er sich von der Schuldlosigkeit seiner Gattin versichert hatte.

Als Frau Delmare erwachte, sah sie Noun verwirrt und traurig an der Seite ihres Bettes, doch schrieb sie dies der Aufregung und Anstrengung der Nacht zu. Noun gewann völlig ihre Unbefangenheit wieder, als sie den Oberst ruhig in das Zimmer seiner Frau eintreten und von dem Vorfall sprechen hörte, wie von einer ganz harmlosen Sache.

Am frühen Morgen hatte sich Sir Ralph nach dem Befinden des Kranken erkundigt. Der Sturz von der Mauer hatte keine gefährliche Folge, die Wunde an der Hand war bereits zugeheilt. Herr von Ramière hatte gewünscht, sogleich nach Melun gebracht zu werden, und seine Börse unter die Dienerschaft verteilt, um sich deren Schweigen zu erkaufen, damit seine Mutter, die nur einige Stunden von hier wohnte, wie er sagte, nicht erschreckt werde. Der Oberst und Sir Ralph hatten das Zartgefühl, Nouns Geheimnis zu bewahren und sie nicht einmal ahnen zu lassen, daß sie es wüßten. Bald war in der Familie Delmare von diesem Vorfall nicht mehr die Rede.


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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)