Seite:George Sand Indiana.djvu/23

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„Es ist ein schöner Studienkopf,“ erwiderte die junge Frau.

„Und was Ihnen noch angenehmer sein wird, ein unruhiger Kopf,“ erwiderte der Oberst.

Die junge Frau war seine Gattin.

„Warum ein unruhiger Kopf?“ fragte die Sizilianerin.

„Ganz südliche Leidenschaften, der schönen Sonne von Palermo würdig, gnädige Frau.“

Zwei oder drei junge Damen bogen ihre liebreizenden, mit Blumen geschmückten Köpfe vor, um die Worte des Oberst zu hören.

„In der Garnison hat er dieses Jahr eine wahrhafte Verheerung angerichtet,“ fuhr dieser fort. „Wir werden gezwungen sein, mit ihm Streit zu suchen, um ihn los zu werden.“

„Wenn er den Frauen so gefährlich ist, um so schlimmer,“ sagte ein junges Mädchen, dem man die Spottlust ansah, „ich kann die Menschen nicht leiden, die alle Welt liebt.“

„Sprechen Sie nicht so,“ erwiderte die Sizilianerin, indem sie dem Fräulein von Nangy mit ihrem Fächer einen leichten Schlag auf die Hand gab. „Sie wissen nicht, was ein Mann, welcher geliebt sein will, hier zu bedeuten hat.“

„Sie glauben also, daß es nur auf das Wollen ankommt?“ entgegnete das junge Mädchen mit den großen spöttisch blickenden Augen.

„Mein Fräulein,“ sagte der Oberst, der sich ihr näherte, um sie zum Tanz aufzufordern, „sehen Sie sich vor, daß der schöne Raymon Sie nicht hört.“

Fräulein von Nangy lachte; aber den ganzen Abend wagte die liebliche Mädchengruppe, der sie angehörte, nicht mehr von Herrn von Ramière zu sprechen.


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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)