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Erstes Kapitel.

An einem regnerischen, kühlen Herbstabend saßen in einem kleinen Schloß der Brie drei Personen und sahen, in Nachdenken versunken, das Holz im Kamin verbrennen und den Zeiger an der Uhr langsam vorrücken. Zwei dieser Schweigsamen schienen sich der Langweile geduldig zu ergeben. Der dritte der Anwesenden dagegen bewegte sich auf seinem Sitze unruhig hin und her, erstickte halblaut ein melancholisches Gähnen und schlug mit der Feuerzange auf die funkensprühenden Holzstücke.

Es war der Herr des Hauses, der Oberst Delmare, ein alter Degenknopf auf Halbsold, früher schön, jetzt von schwerfälliger Körperfülle, mit kahler Stirn, grauem Bart und ein Paar Augen, vor deren Blick alles zitterte, Frau, Diener, Pferde und Hunde. In seiner Ungeduld begann er endlich mit schwerem Schritte die ganze Länge des Salons auf und ab zu messen, in jener militärisch steifen Haltung, welche den Mann der Parade und den Musteroffizier charakterisiert.

Aber jene Tage des Glanzes, wo der Leutnant Delmare mit der Luft des Feldlagers Ruhm und Triumphe einatmete, waren längst vergangen. Der höhere Offizier außer Dienst, von dem undankbaren Vaterland vergessen, sah sich jetzt verurteilt, die Folgen einer spät geschlossenen Ehe zu tragen. Er war Gatte einer jungen, hübschen Frau, Besitzer eines bequemen Schlosses und dazu ein in seinen Spekulationen glücklicher

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)