Seite:Germania 24 1879.pdf/423

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Bartsch (Hrsg.): Germania, 24. Band
Carl Maria Blaas: Vom unzufriedenen Wolf; Zu Konrad von Megenberg

Weidenkorb an den Schwanz band; den mußte der Wolf weiterziehen und der Mann gab dann statt Fische so viele Steine in den Korb, daß der Wolf nicht mehr weiter konnte. Da rief der Mann mehrere Bauern, die in der Nähe waren, herbei und diese schlugen den Wolf, bis er liegen blieb.

Als sich der Wolf wieder etwas erholt hatte und nur mühsam fortschleppte, sah er auf einem Holzäpfelbaum einen Mann, der die sauern Holzäpfel abnahm. Zu diesem gieng er hin und bat ihn recht inständig, er möge ihm nur einen Apfel geben, weil er sonst verhungern müsse und dabei hob er die Vorderpfoten bittend in die Höhe. Der Mann aber glaubte, der Wolf wolle zu ihm auf den Baum steigen und wohl gar ihn selbst fressen; daher warf er die Hacke, welche er bei sich hatte, nach dem Wolf und traf ihn damit auf den Kopf und der Wolf war todt. –

Dieses Märchen verdanke ich einer Mittheilung des 71jährigen, aus Oberplan im Böhmerwalde gebürtigen Hrn. J. Pranghofer (d. Z. Verwalter in St. Martin bei Linz), welcher es in der Jugendzeit von seiner Großmutter erzählen hörte. Das Märchen hat übrigens Ähnlichkeit mit: ‘Der Traum des Wolfes’ in J. W. Wolf’s ‘Deut. Hausmärchen’ S. 419, ist aber viel reichhaltiger und wohl auch älter. Zu vgl. sind auch die Abenteuer des Wolfes im ‘Reinardus vulpes’ und ‘Reinecke Vos’.

STOCKERAU in Niederösterreich im Mai 1879. C. M. BLAAS.


ZU KONRAD VON MEGENBERG.

1. Konrad von Megenberg sagt in seinem ‘Buch der Natur’ ed. Pfeiffer S. 228: ‘in dem winter ist er (der Wiedehopf) verporgen und ist ain stumm, aber in dem sumer und in dem lenzen sô ist er gar ungestüem mit seim geschrai und hât neur ain gesank und ain stimm, wan er singet neur hoz hoz hoz, sam der gauch singt guck guck, ich hân auch dick gemerkt ze Megenperch, dô ich ain kindel was, daz die zwên vogel zuo enander sâzen und sungen mit aim wehsel, der gauch vor, der widhopf nâch, und wând ich, der widhopf waer des gauches roz (in der Stuttgarter Hss. ‘ruff’) und daz si staetes pei ainander waeren.’ – Diese Mittheilung erinnert auffallend an die in Niederdeutschland weitverbreitete durch Matth. Claudius’ ‘Rheinweinlied

Empfohlene Zitierweise:
Karl Bartsch (Hrsg.): Germania, 24. Band. Carl Gerold’s Sohn, Wien 1879, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germania_24_1879.pdf/423&oldid=- (Version vom 1.8.2018)