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ihn aufgeknöpft, und das weiße Hemd darunter – denn er trug keine Weste – wurde um den Hals von einem schwarzseidenen Tuche nur locker zusammengehalten.

Als er ein Viertelstündchen von Marisfeld sein mochte, läutete es dort zur Kirche, und er blieb stehen, stützte sich auf seinen Stecken und lauschte aufmerksam den vollen Glockentönen, die gar wundersam zu ihm herüberschallten.

Das Läuten war lange vorüber, und noch immer stand er dort und blickte träumerisch hinaus auf die Bergeshänge. Sein Geist war daheim bei den Seinen, in dem kleinen freundlichen Dorfe am Taunusgebirge – bei seiner Mutter, bei seinen Schwestern, und es schien fast, als ob sich eine Thräne in sein Auge drängen wolle. Sein leichtes fröhliches Herz aber ließ die trüben und schwermüthigen Gedanken nicht aufkommen. Nur den Hut nahm er ab und grüßte mit einem herzlichen Lächeln der Richtung zu, in der er die Heimath wußte, und dann fester seinen derben Stecken fassend, schritt er munter die Straße entlang, der begonnenen Bahn folgend.

Die Sonne brannte indessen ziemlich warm auf den breiten eintönigen Fahrweg nieder, auf dem der Staub in dicker Kruste lag, und unser Wanderer hatte

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)