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Gertrud ging da leise auf ihn zu und legte ihre Hand auf seine Schultern, und die alte Frau stand ihm sprachlos gegenüber und sah ihn mit ängstlich bittenden Blicken an.

„Laßt uns essen!“ sagte da barsch der Mann – „es hilft doch Nichts!“ und seinen Stuhl bei Seite rückend und seinem Gaste zunickend, ließ er sich selber nieder, ergriff den großen Schöpflöffel und legte Allen vor.

Arnold kam das ganze Wesen des Mannes fast unheimlich vor, und in der gedrückten Stimmung der Uebrigen konnte er sich ebenfalls nicht behaglich fühlen. Der Schulze war aber nicht der Mann, der sein Mittagessen mit trüben Gedanken verzehrt hätte. Wie er auf den Tisch klopfte, trat die Magd wieder herein und brachte Flaschen und Gläser, und mit dem kostbaren alten Wein, den er jetzt einschenkte, kam bald ein ganz anderes, fröhlicheres Leben in alle Tischgenossen.

Durch Arnold’s Adern strömte das herrliche Getränk wie flüssiges Feuer – nie im Leben hatte er etwas Aehnliches gekostet – und auch Gertrud trank davon, und die alte Mutter, die sich nachher an ihr Spinnrad in die Ecke setzte und mit leiser Stimme ein kleines Lied von dem lustigen Leben in Germelshausen

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)